Liebe Bürgerinnen und Bürger,
wenig öffentliche Aufmerksamkeit bekommt in diesem Jahr der Tag der Deutschen Einheit. Vor 30 Jahren vollzogen wir in freier Selbstbestimmung den erfolgreichen Freiheitskampf der Bürgerinnen und Bürger der DDR mit der Wiedervereinigung der 16 Bundesländer. Mir ist es persönlich sehr wichtig, den mutigen Einsatz der Menschen für Freiheit und Selbstbestimmung, der die gesamten 80er Jahre über hinweg an immer mehr Kraft und Dynamik zugenommen hat, zu würdigen und zu wertschätzen.
Über den Freiheitsbegriff wird gerade wegen der Pandemie-Maßnahmen öffentlich immer wieder diskutiert. So wichtig und richtig die offene Diskussion über die richtige Strategie zwischen Eindämmung des Virus, Schutz der besonders gefährdeten Menschen und Bewahrung unserer freiheitlichen Lebensweise ist, so läuft teilweise in der Diskussion etwas falsch - gerade dann, wenn von der Abschaffung der Freiheit die Rede ist. Meines Erachtens wird hier der Freiheitsbegriff eindimensional betrachtet und versäumt, den Wert der Freiheit in unmittelbarer Bedingung mit den Werten von Verantwortung und Sinnstiftung zu denken.
Was meine ich damit konkret? Freiheit ist nicht denkbar ohne Verantwortung für die Freiheit - dies bezieht immer Einschränkungen der persönlichen Freiheit wegen Rücksichtnahmen auf die Freiheit anderer bzw. die Bedürfnisse der Gemeinschaft. Freiheit bedeutet immer Verantwortung, denn Freiheit gibt uns zum einen Möglichkeiten, aber sie kann auch in die Freiheit anderer eingreifen. Deshalb kann, wie in Zeiten einer Pandemie, in der persönlichen Freiheit auch die Verantwortung zur bewussten Einschränkung einer persönlichen Freiheit innewohnen.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die dritte Kategorie, den Sinn - ohne ihn ist Freiheit nicht denkbar: Freiheit für sich ist inhaltsleer, ihr Sinn kann nicht zum Beispiel, durch den Staat definiert werden durch die Menschen. Wir alle bestimmen besonders durch unser bürgerschaftliches Engagement den Sinn der Freiheit. Denn durch das, was wir mit unserer Freiheit tun, bestimmen wir den wirklichen Sinn der Freiheit. Ob wir uns in unserer Freizeit karitativ, sportlich, künstlerisch, ökologisch oder wofür auch immer engagieren, das schreibt uns niemand vor, aber es gibt der Freiheit erst ihren Sinn. Damit wären wir beim "neuen Menschen" der "neuen Freiheit", von dem Ludwig von Beethoven vor 200 Jahren träumte und für den er eine "neue Musik" schrieb.
Die Verbindung 30. Jahrestags der Deutschen Einheit und des Beethoven-Jahres motivierte uns im Kulturreferat des Landratsamtes zu einem ganz besonderen Konzert mit Lesung am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit.
Die Idee des Konzerts mit Lesung: Beethoven kann nicht sterben. Wer, wenn nicht er, Beethoven, soll die Musik der Zukunft schreiben? Die Musik der Freiheit und des neuen Menschen? Er fasst einen Entschluss: Eine Komponiermaschine muss her; eine, die in der Lage ist, seine Arbeit fortzusetzen. Und es gibt nur einen, der der Aufgabe gewachsen ist, diese Beethovenmaschine zu bauen: Johann Nepomuk Mälzel, kaiserlich musikalischer Hofkammermaschinist, Erfinder des Metronoms und verschiedener Musikautomaten. An Beethovens Sterbebett entspinnt sich ein Dialog über Fragen, die noch heute aktuell sind: über die Freiheit, über die Gefahren der Moderne, über die Ersetzbarkeit des Menschen durch Maschinen, über Europa – aber auch über den Preis der Liebe, die Kosten der Einsamkeit und die Sehnsucht der Ichlinge. Einen Bericht über den Konzertabend finden Sie hier.
"Musikgedankentheater": Kammermusik und eine packende Geschichte:
Mehr braucht es nicht für einen großen Abend – einen Abend voller
Intensität, Humor, Enthusiasmus und Glück.
Die Kabarettistin Tina
Teubner, der Geiger Stephan Picard und der Pianist und Autor Ben Süverkrüp schaffen eine Verbindung zweier Welten: Beethovens Sonaten für Violine
und Klavier, aufs Engste verwoben mit einer Erzählung, die Ben Süverkrüp
eigens für diesen Abend geschrieben hat.
Alle drei sind in ihren Metiers
mit namhaften Preisen geehrt worden. Alle drei lieben es, wenn die großen Themen mit jener Leichtigkeit verhandelt werden, die das Kabarett kennt.
Wenn Humor der Erkenntnis verpflichtet ist. Sie haben den Anspruch,
klassische Kammerkonzerte mit derselben Genauigkeit zu inszenieren wie
große Theaterabende.
Was bleibt? Weder Beethoven und seine Musik werden je sterben noch die Faszination der Freiheit. Bleiben wir alle Tag für Tag Kämpfer*innen der Freiheit in Verantwortung und für den Sinn der Freiheit!
nullhier.
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