Donnerstag, 2. Juni 2022

Sichere Stromversorgung: Bayernwerk verkabelt Freileitungen im südlichen Landkreis bis Ende 2024

                                                        Bild: Matthias Ullmer


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der starke Schneefall Anfang April hat im Landkreis Miltenberg gezeigt, dass vor allem die Stromversorgung durch die noch vorhandenen Freileitungen eine Achillesferse ist. Unmittelbar nach dem teilweise 24stündigen Stromausfall habe ich mich deshalb bezüglich des seit mehreren Jahren laufenden Prozesses der Erdverkabelung mit dem Bayernwerk in Verbindung gesetzt.

Erdverkabelung der Stromversorgung bis Ende 2024

Das Bayernwerk hat in der Vergangenheit bereits viel Geld in die Erdverkabelung investiert; bis Ende 2024 will der Versorger rund 2 Millionen Euro in die Hand nehmen, um seine Ringleitungen im südlichen Landkreis Miltenberg komplett zu verkabeln. Damit können alle Gemeinden im südlichen Landkreis entlang dieses Rings künftig und spätestens bis Ende 2024 auch bei Unwetterlagen zuverlässig mit Strom versorgt werden. Dies ist angesichts zunehmender Extremwetterlagen von höchster Bedeutung für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

Stromausfall wegen Nass-Schnee

Dass der Klimawandel mit verstärkten Starkniederschlägen auch in Form von extremen Nassschnee vor der Region nicht Halt, mussten zahlreiche Gemeinden am 8. und 9. April erfahren: Starker Schneefall mit extrem dicken und nassen Flocken bedeckte die bereits belaubten Bäume und übte so starken Druck aus, dass viele umfielen und zum Teil auch Freileitungen beschädigten. Manche Gemeinden waren viele, teilweise bis zu 24 Stunden, ohne Strom. Der Einsatz zur Widerherstellung der Stromversorgung war ein „herausragender Einsatz“ der Techniker des Bayernwerks, unterstützt von den ehrenamtlichen Kräften im Brand- und Katastrophenschutz. Rund um die Uhr sei gearbeitet worden, auch wenn es mitunter Rückschläge durch weitere fallende Bäume auf Leitungen gegeben habe. Auch über die sozialen Medien sowie über eine offensive Medienarbeit haben wir versucht, die Öffentlichkeit schnell zu informieren. Aus persönlichen Rückmeldungen habe ich den Eindruck gehabt, dass die Menschen dankbar gewesen sind über die zeitnahen und aktuellen Informationen.

Gemeinsamer Einsatz am 8./9. April

Auch von Seiten des Bayernwerks kam ein Lob zurück in den Landkreis Miltenberg – vor allem für die sehr gute Zusammenarbeit der Techniker mit den Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinden Weilbach, Kirchzell, Amorbach und Eichenbühl. Wie stark der Schneefall gewesen war, habe man daran sehen können, dass selbst mit Satellitenhandys keine Kommunikation möglich gewesen sei, erinnerte sich Servicetechniker Joachim Stark. Die positive Berichterstattung in den Medien und den sozialen Netzwerken habe „der Mannschaft sehr gutgetan“, die im Dauereinsatz die Schäden beseitigt habe.

Erdverkabelung der Ringleitungen wird abgeschlossen

Mit den Freileitungen im Odenwald sei man in der Tat nicht gut aufgestellt für solche extremen Wetterereignisse, bekannte Jürgen Schönherr, Leiter des Kundenzentrums des Bayernwerks. Rund zwei Millionen Euro habe man in den vergangenen Jahren bereits für die Erdverkabelung in die Hand genommen, blickte er zurück. Nun werde man die Planung anpassen und die Kräfte massiv bündeln, um die Erdverkabelung weiter schnell voranzutreiben, erklärte er im Gespräch. Dazu brauche es auch eine gute Kooperation mit den Gemeinden, so Schönherr. Auf der Karte zeigte er die Planungen seines Unternehmens in den nächsten Jahren So werden derzeit beispielsweise Erdleitungen zwischen Watterbach über den Campingplatz nach Kirchzell verlegt und zwei neue digitale Stationen gebaut. In Planung befinde sich laut Schönherr die Erdverkabelung von Amorbach über Buch bis Kirchzell (2023), in Richtung Ottorfszell (2022) wie auch ein neues 20-kV-Kabel als Ringschluss von Weckbach aus in Richtung Gönz (2023).

In drei Abschnitten werde zudem im Erftal und den angrenzenden Höhen bis Ende Ende 2024 gearbeitet: im ersten Abschnitt zwischen Riedern und der Tierkörperbeseitigungsanstalt vor Hardheim (geplant 2022), im zweiten Abschnitt zwischen Riedern, Pfohlbach und Heppdiel (geplant für 2023) sowie im dritten Abschnitt zwischen Heppdiel, Windischbuchen und in Richtung Reichartshausen bis etwa zum Geisenhof (geplant für 2024). Die Freileitungen auf der Odenwaldhöhe bei Richelbach bereiteten laut Auffassung des Bayernwerks keine Probleme, da hier keine Bäume in die Freileitung fallen können. Sollte die Leitung zwischen Umpfenbach und Eichenbühl einmal gestört werden, könne Eichenbühl problemlos über die Ringleitung versorgt werden.


„Die Verkabelung ist dank neuer Verfahren mittlerweile wirtschaftlicher geworden“, verwies Jürgen Schönherr auf das Kabelpflugverfahren und das Bohrspülverfahren. Mit diesen Verfahren wird das Kabel in der Regel in einer Tiefe zwischen 80 und 100 Zentimetern verlegt, erklärte er. Dabei würden grundsätzlich auch Leerrohre verlegt, damit man für etwaige künftige Leitungen (Glasfaser, Stromeinspeisung) gerüstet sei. Die neuen Leitungen böten prinzipiell mehr Möglichkeiten, Strom einzuspeisen, verwies Schönherr beispielsweise auf neue Windkraft- oder Photovoltaikanlagen. Sollten diesbezüglich Planungen vorliegen, empfahl Schönherr möglichst frühe Kontaktaufnahme mit dem Bayernwerk – was beispielsweise für den Regionalen Planungsverband interessant sein könnte.


Mittwoch, 1. Juni 2022

Kino Passage Erlenbach: Filmgespräch "Walter Kaufmann - ein bewegtes Leben"


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

ein besonderes Filmerlebnis gab es Ende Mai in der Kino Passage Erlenbach am Main. Unter meiner Schirmherrschaft  wurde der Dokumentarfilm „Walter Kaufmann - ein bewegtes Leben“ präsentiert. Im Rahmen des 105. Filmgesprächs besuchte bereits zum dritten Mal die Filmemacherin und Regisseurin Karin Kaper mit der Kino Passage den Landkreis Miltenberg. 

Der Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies wurde im Rahmen der 1700jährigen Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland unter anderem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, der Filmförderungsanstalt sowie der Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee e.V gefördert.

Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken.

Der Film verfolgt die abenteuerlichen Reisen und Erfahrungen des jüdischen, deutsch-australischen Schriftstellers in aller Welt: Deutschland, USA, Israel, Kuba, Japan, Australien.

Seit seiner Jugend schlägt sich Walter Kaufmann auf die Seite der Verfolgten, Entrechteten, Gedemütigten dieser Erde. Seine Abenteuerlust ist Ausdruck eines kosmopolitischen Geistes.

In seiner Eigenschaft als Schirmherr bedankte ich mich bei der Filmemacherin für dieses besondere Projekt: Die Zeitzeugen der Verbrechen an der Menschlichkeit im Holocaust haben uns in den vergangenen Jahrzehnten einen wichtigen Dienst erwiesen in der Erinnerungsarbeit. Dank des Filmdokuments über die eindrucksvolle Jahrhundertpersönlichkeit Walter Kaufmann bleibt dieses unmittelbare Zeitzeugnis der Nachwelt und den Menschen erhalten, um die Arbeit für Menschlichkeit und Menschenwürde, für Freiheit und Demokratie erhalten.

Ein besonderer Ort des Kulturlandkreises: Unsere Kino Passage

Der Landkreis Miltenberg und sein kulturelles Leben sind ohne die Kino Passage nicht denkbar und ich freue mich über die Menschen, die dieses besondere Angebot der Filmkultur und des Austausches nutzen.

Die Zuschauer:innen am Abend in der Kino Passage waren beeindruckt und bewegt, wie gut es Karin Kaper gelungen ist, nicht nur durch den Verzicht auf Kommentare und Erläuterungen einen unmittelbaren Eindruck vom Leben des Walter Kaufmann zu vermitteln - quasi durch ihn uns selbst persönlich erzählt. 

Grundlage des Films war das Lesen all seiner Bücher und zahlreichen Aufsätze durch Karin Kaper, wie diese im Anschluss an den Film im Gespräch mit dem Publikum erzählte: Walter Kaufmann selbst hatte ihr dies aufgetragen als Grundlage für die Gespräche und Interviews für den Film. 

Publikumsfragen: Warum Walter Kaufmann?

Eine der Fragen aus dem Publikum: Warum ausgerechnet Walter Kaufmann? Er war trotz der furchtbaren Ereignisse ein lebensfroher Mensch, wie Karin Kaper berichtete. Diese positive Lebenseinstellung drückte sich trotz der furchtbaren Erlebnisse im Holocaust in seinen vielen, journalistischen Unternehmungen und Begegnungen mit Menschen aus. Äußerst bewegend sind die Erinnerungen an seine Eltern, unter anderem auf Grundlage der Briefe der Eltern, welche diese an ihren Sohn aus Deutschland zunächst nach England und später nach Australien schickten. Bis nach Kriegsende hatte Walter Kaufmann gehofft, dass seine Eltern Theresienstadt und Auschwitz überlebt haben - vergebens.

Sie müsse doch nicht traurig sein, er sei ja nicht ihr leiblicher Sohn. Die Liebe der Mutter und des Vaters in den Briefen erinnert an Lessings Drama "Nathan der Weise" und die auch für mich bedeutsame Erläuterung, dass nicht das Blut, sondern das Herz einen Vater zum Vater macht.


Weitere Informationen zum Film finden Sie unter www.walterkaufmannfilm.de