Mittwoch, 7. August 2019

Fragen an den Landrat (3) - Was tut der Landkreis Miltenberg für den Klimaschutz?


Am 17. Mai 2019 demonstrierten mehrere Hundert Jugendliche und junge Erwachsene für eine konsequente und wirkungsvolle Politik für den Klimaschutz und die Energiewende in Miltenberg, hier vor dem Rathaus

Jugend bringt das Thema Klimaschutz auf die Agenda!

Europa steckt - trotz des Streits der Mitgliedsländer der EU um die Zielformulierung der Jahreszahl 2050 - mitten in der Energiewende. Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne, Wasser und Wind soll, nein muss Energie aus fossilen Energieträgern wie Kohle und die Kernenergie ablösen.  Stetig steigt der Anteil erneuerbarer Energien, auch im Landkreis Miltenberg, aber wir sehen es deutlich: Die momentanen Anstrengungen reichen nicht aus, die drastischen Veränderungen des Klimas auf ein verträgliches Maß zu reduzieren.
Der Aufbruch der Jugend 2018/2019 mit der "fridays for future"-Bewegung unterstreicht eindrucksvoll - die Energiewende ist ein generationenübergreifender Auftrag, um unsere Lebensgrundlagen auf dem einmaligen Planeten Erde zu sichern. Bereits in den vergangen Jahren setzten die jungen Menschen an den Schulen mit Projekten zum Klima- und Artenschutz wichtige Akzente.

Klimaschutz - was tut der Landkreis Miltenberg?

Klimaschutz ist nicht nur Thema auf europäischer und nationaler Ebene, er betrifft jeden einzelnen von uns und damit auch den Landkreis Miltenberg. Jeder einzelne von uns muss sich seiner Verantwortung und seiner Möglichkeiten bewusst werden und handeln, denn:
Die Art und Weise wie wir gegenwärtig noch Energie erzeugen und nutzen ist nicht nachhaltig. Die dabei entstehenden Treibhausgasemissionen und der immense Ressourcenverbrauch gefährden unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Deshalb müssen wir unseren Lebensstandard vom Energieverbrauch entkoppeln. Darüber hinaus hat die Katastrophe in Fukushima wieder einmal gezeigt, dass auch die Atomkraft zu viele Risiken in sich birgt. Wir brauchen einen grundlegenden Umbau der Energieversorgungssysteme auf eine nachhaltige Energieerzeugung und eine effizientere Energienutzung. Die Energiewende bietet darüber hinaus die große Chance einer grundlegenden wirtschaftlichen Modernisierung. So rüstet sich Deutschland vor steigenden Preisen für fossile Energien, schafft neue Arbeitsplätze und wird zur führenden Exportnation umweltschonender Technologien.

Energieeffizienz: Nachhaltiges Sanieren der Landkreisschulen

Im Landkreis Miltenberg setzen wir zum Beispiel bei der Generalsanierung der Schulen in Erlenbach am Main und in Miltenberg auf die Effizienz - je weniger Energie wir brauchen, um so besser! Dazu trägt auch bei, dass wir das Schulzentrum in Miltenberg-Nord zum größten Teil mit der Abwärme des mittelständischen Papierunternehmens FRIPA versorgen.

Der Klimaschutzpreis des Bund Naturschutz würdigt die vorbildliche Kooperation zwischen der Firma Fripa und dem Landkreis Miltenberg beim Aufbau eines Nahwärmenetzes. Das Bild zeigt (von links) BN-Vorsitzenden Steffen Scharrer, Kreisbaumeister Andreas Wosnik, Torsten Bahl (Geschäftsführer Fripa), Verena Queck-Glimm (geschäftsführende Gesellschafterin Fripa) sowie Landrat Jens Marco Scherf.

Schritte zur Mobilitätswende: Potential des Radfahrens nutzen 

Beim Thema Mobilität setzen wir wichtige Akzente mit dem landkreisweiten Radwegekonzept. Fast drei Viertel aller Fahrten im Landkreis Miltenberg geschehen mit dem Auto - nur etwa 12% Mit dem Rad sowie je 7% mit dem Bus und mit der Bahn. Das muss noch mehr werden!
Das Fahrrad besitzt angesichts des hohen Anteils kurzer Autofahrten unter 5 bzw. 10 km ein hohes Potential, was wir mit der Umsetzung des Radwegekonzepts gemeinsam mit den Gemeinden und den Freistaat Bayern heben wollen. Hier muss der Kreistag im Herbst noch entscheiden, ob er uns im Landratsamt auch die personellen Ressourcen zur Umsetzung der vielen Einzelmaßnahmen bewilligen wird.
Nicht nur für den touristischen Verkehr, wie hier bei der Saisoneröffnung des länderübergreifenden Odenwaldangebots NaTourBus in Amorbach, sondern auch im Alltag besitzt das Fahrrad großes Potential - ich persönlich bin mit dem Rad von Miltenberg nach Amorbach gefahren!

Busangebot im Landkreis Miltenberg ausbauen

Weitere wichtige Bausteine sind der Ausbau des Busangebots, z.B.
  • mit der 2-stündigen Buslinie 977 werktags von Miltenberg nach Würzburg und
  • der Anbindung Mömlingen - Groß-Umstadt und
  • der Südspessartlinie 83 von Miltenberg über Eschau / Mönchberg und Wildensee und Altenbuch sowie Breitenbrunn und Neuenbuch nach Stadtprozelten / Faulbach sowie Wertheim mit Anschluss nach Würzburg.
  • Aufgrund der noch fehlenden Barrierefreiheit des Bahnhofs Miltenberg wurden aus dem Südspessart bzw. aus dem Raum Bayerischer Odenwald ergänzende Busfahrten eingerichtet.
Weitere Zukunftsprojekte zur Stärkung des Busangebots im Landkreis Miltenberg sind
  • die Anbindung des Erftals nach Hardheim/Tauberbischofsheim sowie
  • eine Schnellbuslinie von Kleinwallstadt über Niedernberg und Großostheim direkt an die S-Bahn-Linie 1 Richtung Frankfurt! Ein Umsteigen in Kleinwalstadt wird sowohl mit dem Bus aus Leidersbach/Soden als auch mit dem Zug aus Richtung Sulzbach und Miltenberg möglich sein.
 
Im Auftrag des Landkreises Miltenberg fahren innerhalb des Tarifverbunds VAB mehrere mittelständische Unternehmen, wie hier im Bild die Linie 93 zwischen Miltenberg und Stadtprozelten.

Ausbau der Schiene als Rückgrat der Mobilität

Dritte Säule ist die Stärkung der Schiene im Landkreis Miltenberg, unter anderem mit der Taktverdichtung ab Dezember 2019 durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft und der Initiative zur Elektrifizierung der Maintalbahn. Für beides hat der Kreistag im Juli 2017 in seiner Resolution "Weichenstellung 2017" eindringlich plädiert! Die fünf wichtigsten Erfolge:
  1. Die bestehende Taktlücke im Abendverkehr zwischen Aschaffenburg und Miltenberg wurde im März 2018 geschlossen.
  2. Ab Dezember 2019 fahren am Wochenende die Regionalbahn-Züge zwischen Aschaffenburg und Miltenberg stündlich (statt 2-stündlich).
  3. Unter der Woche wird ab Dezember 2019 für die größeren Haltepunkte Obernburg-Elsenfeld, Klingenberg und Erlenbach am Main der Verkehr zwischen Miltenberg und Aschaffenburg durch eine Verdichtung des Regionalexpress auf einen ca. Halb-Stunden-Takt verdichtet. Teilweise halten die zusätzlichen RE-Züge auch in Kleinwallstadt.
  4. Für die Madonnenlandbahn Miltenberg-Amorbach-Seckach wird im Rahmen eines von beiden Bundesländern und den Landkreis Miltenberg und den badischen Neckar-Odenwald-Kreis ein Gutachten erstellt. Zielsetzung: Definition der Maßnahmen zu einer besseren Anbindung in Seckach an die S-Bahn Rhein-Neckar und in Miltenberg an den Verkehr Richtung Aschaffenburg/Frankfurt. Ab Dezember 2019 werden vorerst die Züge aus Amorbach in Miltenberg mit den schnelleren RE vertaktet.
  5. Im Rahmen der Bayerischen Elektrifizierungs-Offensive wurde im Frühjahr 2018 die Bahnstrecke Miltenberg-Aschaffenburg sowie die Hafenbahn Aschaffenburg für eine Elektrifizierung angemeldet.
Der weitgehende barrierefreie Umbau der Bahnhaltepunkte wird mit dem Umbau von Miltenberg 2020 sowie dem Abschluss des Umbaus in Kleinwallstadt und Obernburg-Elsenfeld vollendet. Bereits jetzt sind dank des Einsatzes der Westfrankenbahn alle Stationen im bayerischen Odenwald sowie im Südspessart und die Haltepunkte Kleinheubach, Klingenberg, Wörth am Main, Erlenbach am Main, Glanzstoffwerke und Sulzbach (Main) barrierefrei.

Einsatz für die Elektrifizierung der Maintalbahn

Ein Teilerfolg war, als der Freistaat Bayern nach Impuls durch das von mir dem Kreistag vorgelegte Konzept "Weichenstellung 2017" im Frühjahr 2018 die Maintalbahn Aschaffenburg-Miltenberg mit der Hafenbahn zum Bayernhafen Aschaffenburg dem Bund zur Elektrifizierung vorlegte. Aus diesem Grund luden der Bundestagsabgeordnete und ich im Jahr 2019 unseren Bundesverkehrsminister Scheuer nach Miltenberg ein, um dieses Projekt und seine Bedeutung ihm vorzustellen.

4.000 Fahrgäste am Bahnhof Miltenberg, 7.500 Fahrgäste auf der Maintalbahn sowie 23.000 Auspendler*innen und 13.000 Einpendler*innen belegen die Bedeutung der Maintalbahn. Für das umsteigefreie Fahren direkt von Miltenberg bis Frankfurt (Main) oder Darmstadt macht die Elektrifizierung sinnvoll - Bundesverkehrsminister Scheuer unterstützt dieses Projekt!



Wichtige Erkenntnisse erhoffen wir uns aus dem im Jahr 2018 beschlossenen Gutachten "Siedlung und Mobilität" des Regionalen Planungsverbandes sowie aus dem im Jahr 2019 begonnenen länderübergreifenden Potentialgutachten für die Madonnenlandbahn Miltenberg - Amorbach - Walldürn - Seckach.



Eröffnung des neuen Bahnhaltepunktes in Klingenberg am Main, gemeinsam mit Bürgermeister Ralf Reichwein, unserem Nahverkehrsbeauftragten Karl-Heinz Betz und meinem Stellvertreter im Amt und Abteilungsleiter für den ÖPNV, Herrn Regierungsdirektor Gerald Rosel (ganz rechts)

Alternative Energieträger stärker nutzen

Der Landkreis Miltenberg hat selbst per Kreistags-Beschluss 2019 ein umfassendes Photovoltaik-Programm auf den Weg gebracht. Ziel ist es, dass alle Liegenschaften des Landkreises sich größtmöglich selbst mit Solarstrom versorgen.

Aber auch für jeden von uns bietet die Sonne große Möglichkeiten: Gerade zur Sonnenzeit im Sommer sehen wir das enorme Potential der Sonne im Energie-Mix der Zukunft. Während der Kreistag schon "Ja" gesagt hat zum Photovoltaikprogramm auf den kreiseigenen Liegenschaften, bietet das regionsweite Solarkataster jedem Bürger und jeder Bürgerin eine Entscheidungshilfe für sonnige Aussichten: Ist mein Dach für Photovoltaik oder Solarthermie geeignet? Wie groß muss eine Photovoltaik- Anlage sein, damit sie den Eigenverbrauch deckt? Wie wirkt sich der Einsatz eines Batteriespeichers auf meinen Eigenverbrauch aus? Diese und weitere Fragen beantwortet seit nun vier Jahren das Solarkataster der Region Bayerischer Untermain online unter www.solarinitiative-untermain.de.
Insgesamt umfasst das Kataster 248.000 Gebäude in der Stadt Aschaffenburg und in den Landkreisen Aschaffenburg und Miltenberg - mehr als 60 Prozent der Dachflächen sind für die solare Nutzung geeignet. Die Nutzung ist für jedermann kostenlos, alle Informationen sind hersteller- und produktneutral. Die Anwendung ist komfortabel und leicht zu bedienen, anhand der Einfärbung eines Gebäudes kann dessen Eignung abgelesen werden. Weitere Informationen und Werkzeuge wie Modulplatzierung und Wirtschaftlichkeitsberechnung stehen per Klick zur Verfügung.

Mit wenigen Klicks können Hausbesitzer hier ermitteln, wieviel Strom oder Wärme auf dem eigenen Dach erzeugt werden kann und ob sich eine Investition in Photovoltaik oder Solarthermie rechnet. Dabei berücksichtigt das System sogar, ob und wie lange ein Dach möglicherweise durch Vegetation oder benachbarte Häuser verschattet wird. Mit der neuesten Funktionalität kann nun auch ermittelt werden, inwiefern sich ein Elektroauto auf den Eigenverbrauch auswirkt. Das Kataster soll auf keinen Fall eine Fachplanung ersetzen und ermöglicht auch keine Einschätzung über die Tragfähigkeit des Daches. Allerdings bietet die übersichtliche Zusammenfassung der eigenen Anlagenkonfiguration eine gute Basis, um vom Installateur ein konkretes Angebot erstellen zu lassen. Ausschnitt aus dem Kataster (Quelle: tetraeder/ www.solarkataster-untermain.de).

An der Entwicklung der Zugriffszahlen lässt sich auch das wiedererwachte Interesse an der Fotovoltaik ablesen. 2018 wurden im Durchschnitt monatlich über 380 Zugriffe auf das Kataster verzeichnet, gut 120 mehr als im Vorjahresdurchschnitt. Auch im laufenden Jahr zeichnet sich ein ähnlich hohes Interesse ab. Damit bleibt das System, das von den Klimaschutzmanagern der Stadt Aschaffenburg und der beiden Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg initiiert und unter der Regie der Energieagentur Bayerischer Untermain umgesetzt worden ist, ein wichtiger Baustein der regionalen Energie- und Klimaschutzstrategie.

Die Energiewende und damit die generationenübergreifende Aufgabe können wir nur alle gemeinsam bewältigen - stehen wir zur unserer Verantwortung und tun etwas!

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