Montag, 16. November 2020

Energiewende und Klimaschutz gestalten: eine Wasserstoffstrategie für den Bayerischen Untermain



Die grüne Energie der Zukunft: regionales Wasserstoffkonzept für den Bayerischen Untermain


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der Wasserstoff als Energieträger ist im Jahr 2020 in aller Munde. Teilweise wird die Diskussion sehr kontrovers, wenn die Befürworter und Gegner einzelner Energieträger miteinander diskutieren, dabei liegt die Lösung so nahe: Es kommt wie so oft auf die richtige Mischung und auf eine vernünftige Anwendung des grün erzeugten Wasserstoffs an. Diesem Ziel habe ich mich auch persönlich verschrieben, als im Frühsommer 2020 Bund und Freistaat Bayern eine Wasserstoffstrategie der Öffentlichkeit präsentiert haben. Es gibt nicht die „eine“ Lösung für die Energiewende und einen wirkungsvollen Klimaschutz, es kommt auf ein Konzept an – und hier muss und wird der Wasserstoff, wenn er aus regenerativen Energien erzeugt wurde, seinen Platz am bayerischen Untermain finden, gerade vor dem Hintergrund der stark industriellen Prägung unserer Wirtschaftsregion als „industrieller Kern“ der länderübergreifenden Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main.

Denn der Wasserstoff (chemisch: H2) wird in der künftigen Energieversorgung und in der Industrie von morgen eine bedeutende Rolle spielen. Das unterstreicht auch die im Juni 2020 heraus gegebene nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung und des Landes Bayern. Egal ob Energiewende oder Wirtschaftsförderung, am Bayerischen Untermain arbeiten die drei Gebietskörperschaften Landkreis und Stadt Aschaffenburg sowie Landkreis Miltenberg unter Einbeziehung der Unternehmen eng zusammen.


Regionaler Workshop für eine Wasserstoffstrategie am Bayerischen Untermain

Deshalb habe ich es unterstützt, dass im Juli 2020 Signale aus Aschaffenburg kamen, dass die Stadtwerke Aschaffenburg einen regionalen Workshop organisieren werden, um die Grundlagen für eine regionale Wasserstoffstrategie auszuarbeiten. Am 6.11.2020 traf ich mich in Aschaffenburg zu einem von Dieter Gerlach, Leiter der Stadtwerke Aschaffenburg, moderierten Workshop mit dem Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg Jürgen Herzing, und Andreas Hoos vom Landkreis Aschaffenburg sowie namhaften Vertreter*innen der regionalen Wirtschaft, namentlich die Firma Linde Material Handling, die Firma Suffel, die Firma Greenergy GmbH Alzenau und die Firma ICO Mainsite Obernburg, um uns über das Handlungsfeld Wasserstoff auszutauschen. An diesem Workshop referierten Vertreter*innen von Bundes- und Landeseinrichtungen, die Now GmbH stellte die Strategie des Bundes vor, das Land Bayern wurde vertreten durch das Zentrum Wasserstoff Bayern und Bayern Innovativ, das Land Hessen war vertreten durch die Landes Energieagentur Hessen.


Ziel des Workshops war die Priorisierung von strategischen Ansätzen für ein regionales Wasserstoffkonzept. Im Ergebnis wurde folgendes festgelegt:

  • Die Region Bayerischer Untermain soll sich im Schulterschluss mit der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main zu einer Modellregion für Wasserstofflogistik entwickeln. Logistik bedeutet hierbei primär die Themen Transport, Verdichtung, Lagerung und Verteilung von Wasserstoff zu organisieren (eventuell: da in der Region kein Überschuss an produzierter Energie besteht). Als erste konkrete Infrastrukturmaßnahme wurde die Absicht bekräftigt, mithilfe von staatlichen Fördermitteln den Bau von drei Tankstellen, jeweils eine bei den Stadtwerken Aschaffenburg in der Stadt Aschaffenburg, eine bei der ICO Mainsite im Landkreis Miltenberg und eine im Landkreis Aschaffenburg zu realisieren.

  • Ein zweiter Schwerpunkt soll die Intensivierung und der Ausbau von Produktionskapazitäten rund um Bauteile, die für eine zukünftige Wasserstoffwirtschaft erforderlich sind, bilden. In der Region Bayerischer Untermain und in den angrenzenden Regionen sind bereits einige Firmen angesiedelt, die Komponenten, welche weltweit im Rahmen der Erzeugung, Lagerung und Logistik von Wasserstoff benötigt werden produzieren oder entwickeln. Um mehr Wertschöpfung in der Wasserstofftechnologie in der Region zu halten, ist es wichtig diese Firmen bei dem Ausbau ihrer Kapazitäten und im Bereich Forschung und Förderung massiv zu unterstützen.

  • Die Bewerbung um Fördermittel, möglichst gemeinsam mit anderen Akteuren in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main soll dazu führen, dass baldmöglichst einige Leuchtturmprojekte (zum Beispiel innovative Verfahren zur Wasserstoffherstellung) auch in der Region realisiert werden können

Von allen Beteiligten wurde nochmals deutlich gemacht, dass zur Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft, aber insbesondere auch um die Wertschöpfung für die technischen Komponenten in der Wasserstofftechnik auszubauen eine Zusammenarbeit über Ländergrenzen, insbesondere mit dem Fokus Rhein-Main unerlässlich ist.

Die derzeit bereits zum Einsatz kommenden oder in der Planung befindlichen technischen Lösungen sind vielfältig: Wasserstoff wird derzeit in der Trinkwasseraufbereitung benötigt, Wasserstoff wird benötigt zur Herstellung brennstoffzellenbetriebener Flurförderfahrzeugen, Wasserstoff soll zukünftig zu einem emissionsfreien Betrieb der Stadtbusse beitragen, hat auch Potentiale für den ÖPNV in den Landkreisen und ist ein Kernelement einer innovativen Energieversorgung für das Neubaugebiet Anwandeweg in Aschaffenburg.

Der nächste konkrete Schritt soll die Initiierung eines Interessensverbandes Regionale Wertschöpfung in der Wasserstoffwirtschaft am bayerischen Untermain sein, der die Interessen aller Akteure in der Region bündelt und in ihrer Entwicklung voranbringt.

Ich bin angesichts der ermittelten hohen Potentiale in Sachen Wasserstoff sehr zuversichtlich, dass wir das Potential haben zu einer weiteren Modellregion Wasserstoff. Bei einem ersten Start über die ZENTEC am 15.02.2019 im Rahmen des Projektes „HyStarter“ bekundet wurden bundesweit nur neun Regionen ausgewählt worden.


Ein Exkurs zum Schienenverkehr:

Parallel dazu habe ich mich auch zur Förderung eines klimafreundlichen Schienenverkehrs um Einbeziehung des Landkreises Miltenberg in die geplanten Testfahrten des Freistaates mit Batterie- und Wasserstoffantrieb bemüht. Leider verzichtet der Freistaat Bayern verzichtet singuläre Testfahrten. Am 25.06.2020 hat die Geschäftsführung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bestätigt, dass es Ziel der BEG sei, den ökologisch effizientesten elektrischen Antrieb sowie den deutlich effizienter gewordenen Diesel-Antrieb durch innovative Antriebe wie Wasserstoff oder Akku-Hybrid zu ergänzen. Erprobungen des Wasserstoffantriebs seien nach Auffassung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft nicht notwendig, die BEG geht im Rahmen der Ausschreibungen der Netze in den Regelbetrieb, so bei der Ausschreibung 2020 des „Liniensterns Mühldorf“. Hintergrund dieser Standortentscheidung ist sowohl der zeitliche Faktor (auslaufender Verkehrsvertrag; der aktuelle Verkehrsvertrag im Netz „Hohenlohe – Untermain – Franken“ läuft bis 2031) als auch die regionale Verfügbarkeit von Wasserstoff. Bei einer Umsetzung der regionalen Wasserstoffstrategie bestehen dann neue Grundlagen dafür, auf der Strecke Aschaffenburg – Miltenberg die Wasserstofftechnologie als Übergangstechnologie bis zur Elektrifizierung einzusetzen bzw. auf den Bahnstrecken südlich und östlich von Miltenberg als Zukunftstechnologie zur Ablösung des Dieselantriebs.


Mehr Informationen zu den Potentialen beim Schienenverkehr im Landkreis Miltenberg finden Sie unter https://jensmarcoscherf.blogspot.com/2020/11/bessere-chancen-fur-die-schiene-im.html




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