Dienstag, 26. Juli 2022

Integration im Landkreis Miltenberg - ein Blick in den Integrationsbeirat



Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der Landkreis Miltenberg hat nicht erst im vergangenen Jahrzehnt eine große Zahl zugewanderter Menschen aufgenommen und in der Regel auch gut integriert. Bereits in den 60er und in den 70er Jahren haben viele Menschen im Landkreis Miltenberg ihre Heimat gefunden, welche vor allem als Arbeitskräfte angeworben wurden. Viele Unternehmen und Betriebe sind ohne die Zugewanderten bzw. deren nachfolgenden Generationen gar nicht mehr denkbar.


Warum ein Integrationsbeirat am Landratsamt?

Trotz der in den meisten Fällen guten Integration zugewanderter Menschen ist und bleibt Integration an sich eine Daueraufgabe. Deshalb habe ich im Jahr 2016 erstmals auf Landkreisebene zu einem Integrationsbeirat eingeladen. Auch wenn die Integrationsarbeit vor Ort in den Gemeinden und Städten geleistet wird, macht es durchaus Sinn, sich auf Kreisebene zu treffen und auszutauschen.


Neu im Integrationsbeirat: Der Integrationsbeirat der Stadt Erlenbach am Main

Auch im Juli trafen wir uns wieder und es entwickelte sich ein sehr guter und intensiver Austausch im Integrationsbeirat. Neu in unserer Runde war die Integrationsbeauftragte der Stadt Erlenbach am Main, wo in diesem Jahr der erste Integrationsbeirat auf Gemeinde- oder Stadtebene offiziell gegründet wurde. Bianca Holzinger stellte uns den Integrationsbeirat von Erlenbach vor. Den Erlenbacher Integrationsbeirat gibt es laut Bianca Holzinger bereits seit zwei Jahren. Er war auf Initiative des Stadtrats gegründet worden, umfasst 19 Köpfe und besteht laut Holzinger aus „Menschen, die allesamt engagiert sind und die anpacken wollen.“ „Wir sind kein zweiter Helferkreis“, stellte Holzinger klar, dem Beitrat gehe es darum, die in Erlenbach existierenden Parallelgesellschaften zu öffnen. „Miteinander statt nebeneinander“ laute das Motto des Beirats, der in einer Stadt mit 71 unterschiedlichen Nationalitäten wirkt. Ziele seien unter anderem die Förderung des Miteinanders, das gemeinsame Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung, der Abbau von Vorurteilen, das Sensibilisieren gegenüber anderen Kulturen sowie das Fördern und Erlernen der deutschen Sprache, denn das sei nach wie vor der Schlüssel zur Integration. Um die Ziele zu erreichen, arbeite man mit anderen Vereinen, Projekten und anderen Beiräten zusammen, erklärte Holzinger und führte aus, dass man auch mit anderen Kommunen gemeinsame Vorhaben plane.


Integration leicht gemacht – über die Hilfsorganisationen

Oft stellt sich die Frage, wie integriere ich mich am schnellsten. Dass man sich über Vereine und Verbände schnell integrieren kann, ist eigentlich bekannt. Neben Sport- und Kulturvereinen bieten die Hilfsorganisationen interessante Möglichkeiten, die Integration voranzutreiben und dabei auch Menschen zu helfen. Aus diesem Grund habe ich Vertreter der drei Hilfsorganisationen im Landkreis eingeladen, um hiermit vielleicht den Impuls für örtliche Projekte geben zu können.

Thomas Kling, Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes, stellte die vielfältigen Möglichkeiten dar, sich beim BRK zu engagieren: In den Bereitschaften, wo man etwa bei Blutspendeterminen helfen kann oder bei sozialen Aufgaben wie beispielsweise im Rot-Kreuz-Laden Obernburg. Sehr interessant für junge Menschen sei die Wasserwacht mit ihrer sehr attraktiven Jugendarbeit, so Kling, über das Jugendrotkreuz mit dessen Aus- und Fortbildung gelinge der Einstieg in das Rote Kreuz sehr gut und spielerisch. Stefan Wolf stellte im Namen der THW-Ortsverbände Miltenberg und Obernburg fest, dass es beim THW in erster Linie um technische Hilfe geht. Auch hier gelinge der Einstieg gerade für Jüngere sehr gut mit der Bambini-Gruppe Obernburg (für sechs- bis zehnjährige Kinder) und mit der Jugendgruppe (zehn bis 17 Jahre). Um sich in der Bundesanstalt THW im Erwachsenenalter zu engagieren, brauche es eine halbjährige Grundausbildung, gefolgt von Fachbefähigungen und weiteren Fortbildungen. Die Ausbildung sei aber komplett kostenlos, sagte Wolf, ebenso die ärztlichen Untersuchungen und die vorgeschriebenen Impfungen.

Kreisbrandrat Martin Spilger warb für das Engagement in der Feuerwehr, die als Pflichtaufgabe der Kommunen für abwehrenden Brandschutz und technischen Hilfsdienst verantwortlich ist.  Im Landkreis seien zurzeit 2.455 Feuerwehrleute in 76 Freiwilligen Feuerwehren aktiv, so Spilger. In den Wehren gebe es auch Aktive mit Migrationshintergrund, aber kaum Flüchtlinge, sagte der Kreisbrandrat, der sich mehr dieser Menschen wünscht. Auch Spilger empfahl den Einstieg über die Jugendfeuerwehr. Innerhalb der Feuerwehr könne man eine Grundausbildung absolvieren, später Fach- und Führungslehrgänge. Zahlreiche Fragen aus Reihen des Integrationsbeirats zeigten, dass das Interesse am Engagement in den Hilfsorganisationen offenbar vorhanden ist. Dabei gilt es auch zu vermitteln, dass das Ehrenamt in Deutschland eine wichtige Stütze der Gesellschaft ist im Vergleich zu vielen Ländern, in denen das Ehrenamt eine geringere Bedeutung hat.

„Bewegung als Investition in die Gesundheit“, kurz BIG, lautet der Name eines Projekts der Odenwald-Allianz, das Andreas Volz vorstellte. Das Vorhaben ist speziell auf Frauen mit Migrationshintergrund zugeschnitten, damit diese Defizite hinsichtlich ihres Bewegungspensums abbauen. Dieses kostengünstige, wohnortnahe Angebot soll nicht nur für Bewegung sorgen, sondern auch für Spaß und ein geselliges Miteinander. BIG bringe Frauen zusammen, egal aus welchem Land und in welchem Alter, so Volz. Sie hoben den partizipativen Ansatz hervor, denn mit BIG könnten die Frauen selbst Ideen und Wünsche einbringen. Erster Ausfluss daraus sei ein Wassergymnastikprogramm, das am 15. Juli im Amorbacher Freibad beginnt und bis Ende August andauert. Sieben Frauen haben sich bereits gemeldet, Platz ist für bis zu acht weitere Frauen. Die zehn Einheiten mit einer lizensierten Trainerin kosten 20 Euro, die Anmeldung ist unter www.big-odenwald.de/anmeldung/ möglich. Weiter geplant sind regelmäßige Frauentreffen, neue Ideen werden beim Frauenfrühstück besprochen. BIG kooperiert Volz zufolge mit vielen Akteuren – unter anderem mit der Gesundheitsregion plus, der Gleichstellungsstelle, der Selbsthilfeförderung, dem Jobcenter und Vereinen wie „Frauen für Frauen“ in Erlenbach. Die Angebote sind auf das Gebiet der Odenwald-Allianz beschränkt, aber man sei für alle Anfragen offen, versicherte Andrea Volz. Alle Informationen zu BIG sind im Internet unter www.big-odenwald.de ersichtlich.

Zur Situation der ukrainischen Geflüchteten im Landkreis Miltenberg informierten Patrick Knörzer und Simone Greulich (beide Landratsamt), dass Anfang Juli etwa 1.150 Geflüchtete registriert wurden. Zurzeit würden die Erwerbsfähigen in das Jobcenter wechseln. Da der Zuzug aus der Ukraine fast versiegt ist, sei laut Landrat zurzeit keine Notunterkunft erforderlich. Wie Simone Greulich sagte, sei es nach wie vor eine Herausforderung, Geflüchtete wie auch sonstige Asylbewerber in Privatunterkünften unterzubringen.

Wolfgang Härtel (Caritas) sprach das Problem fehlender Kinderärzte an, das alle Bevölkerungsgruppen betreffe. Landrat Jens Marco Scherf stellte daraufhin die kinderärztliche Entwicklung der letzten Jahre sowie die aktuelle Situation dar. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass im Laufe des Jahres endlich ein weiterern Kinderarzt in den Landkreis  kommen werde, so dass dann von 8,5 möglichen Arztsitzen acht Sitze besetzt seien. Das würde viel Druck wegnehmen, auch vom kinderärztlichen Bereitschaftsdienst im Klinikum Aschaffenburg. Um ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen, verwies Scherf zudem auf das Famulaturprogramm für Studierende im Landkreis, welches in 2022 zum dritten Mal stattfinde.


Donnerstag, 7. Juli 2022

Energiewende: 5 kommunale und regionale Säulen für eine erfolgreiche Umsetzung



Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Klimaschutz und Energiewende haben als Thema im vergangenen Jahr endlich die notwendige Aufmerksamkeit bekommen. Die dramatischen Folgen der Erwärmung des Klimas werden immer sichtbarer. Es geht in diesem Jahrzehnt um die entscheidenden Schritte zur Bewahrung unserer Lebensgrundlage. Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die freiheitlich-demokratische Werteordnung wird die Energiewende aus sicherheitspolitischer Sicht existentiell bedeutend. Neben dem Klimaschutz und der strategischen Unabhängigkeit von Russland geht es drittens auch darum, durch einen Ausbau der deutlich günstigeren regenerativen Energiearten eine Energieversorgung zu sozialverträglichen Preisen sicherzustellen. Was über Jahre von Fachleuten betont wurde, wird nun Realität: Dauerhaft bezahlbar ist nur regenerativ erzeugte Energie, egal ob fossil oder atomar, in der Vollkostenrechnung sind diese Energiearten sozial unverantwortlich und bieten auch unseren Unternehmen keine belastbare Grundlage mehr.


Wie können wir auf regionaler und kommunaler Ebene einen Beitrag leisten zum Gelingen der Energiewende?

Mindestens fünf Säulen hat die Energiewende in regionaler Hand:

Erste Säule ist die Aktualisierung des Klimaschutzkonzepts. Drei Fragen klären wir: welche Energiemenge benötigen wir, was kann maximal wie regenerativ und regional erzeugt werden und wer kann die Erzeugung umsetzen. Die Erstellung eines neuen Klimaschutzkonzepts für eine klimaneutrale Region Bayerischer Untermain wurde in die Wege geleitet.

Zweite Säule ist der regionalplanerische Rahmen. Der Regionale Planungsverband wurde bereits aktiv mit Bereitstellung einer Freiflächen-Photovoltaik-Planungshilfe. Zu diskutieren ist aktuell die Frage, wie man mit den neuen rechtlichen Möglichkeiten für Windkraft in den Landschaftsschutzgebieten, also auch im Spessart, umgehen soll – regionalplanerisch und/oder auf kommunaler Ebene. Was funktioniert schnell, was funktioniert einfach?, das werden wir nun.

Dritte Säule sind die Kommunen selbst – etwa mit dem Energienutzungsplan. Im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus hat Marc Gasper von der Energieagentur erläutert, dass eine Kommune Ziele definieren, Pläne erstellen und Maßnahmen umsetzen könne. Es gelte zudem, die Energieeffizienz der kommunalen Liegenschaften im Blick zu behalten, auch müsse der Einsatz erneuerbarer Energien vorangetrieben und geprüft werden, welche Energieformen realistisch genutzt werden können. Die Energieagentur unterstütze die Kommunen bei ihren Bemühungen, versicherte Gasper und verwies auf eine Einstiegs- und Orientierungsberatung zum Klimaschutz. Es gebe mehrere, miteinander kombinierbare Konzepte zur Umsetzung der Energiewende vor Ort, nannte Gasper das Integrierte Klimaschutzkonzept und das energetische Quartierskonzept, ein Klimaschutzkonzept (Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), ein Energiekonzept (Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) sowie den Energienutzungsplan (Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie).

Gerade der Energienutzungsplan ist sehr empfehlenswert, da er schlank und maßnahmenorientiert ausgestaltet sei. Grundlagenermittlung und Maßnahmenableitung, Abbildung der vorhandenen Energie- und Strominfrastruktur, Anleitung zur optimalen Bedarfsdeckung, Bestimmung der Potenziale regenerativer Energie, Umsetzungsplan mit Maßnahmenkatalog – so kann man sich diesen Plan vorstellen. Die Energieagentur unterstütze die Verwaltungen, so dass die Kommunen mit Beschlussvorlagen in ihre Gremien gehen und im besten Fall einen Förderantrag stellen können.

Vierte Säule ist die kommunalpolitische Beschäftigung mit der Thematik Energiewende. Das ist auf Landkreisebene beispielsweise auf Workshop-Ebene mit Politik, Unternehmen und Energieversorgern bereits geschehen. Bei einem Treffen im April ging es unter anderem um die Fragestellung, regional erzeugte Energie regional zu vermarkten und dies nicht Großinvestoren zu überlassen. Eine von mir ins Leben gerufene Arbeitsgruppe des Kreistags arbeitet hier an konkreten Themen.

Fünfte Säule ist die Mitwirkung und Unterstützung der Bevölkerung: Wir brauchen eine positive und aktive Haltung der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zu Energiewende. Verzetteln wir uns nicht in Einzeldiskussionen und Ablenkungsmanöver. Ich warne davor, einzelne regenerative Energieformen zu verteufeln und stets auf andere Formen zu verweisen. Wir brauchen den Mix aus allen Energieformen: Photovoltaik auf Dächern und auf Freiflächen, Windkraft, Wasserkraft und alle weiteren Formen. Die Kommunalpolitik muss verdeutlichen, dass wir eine vernünftige regionale Energieerzeugung nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes benötigen, sondern auch, um den Verlust der regionalen Industrie zu verhindern. Wir müssen das jetzt anpacken, ohne Panik machen zu wollen, die Lage ist ernst und der Handlungsdruck ist groß, deshalb müssen wir den Menschen reinen Wein einschenken. Dazu gehört es alle Menschen und ihre Sichtweisen anzuhören, aber es ist nicht möglich, jede einzelne Sichtweise zu erhören. Wir können es nicht jedem Partikularinteresse Recht machen. Nicht umsonst ist es das demokratische Prinzip, abzuwägen und für Lösungen eine Mehrheit zu finden – egal wie deutlich diese am Ende ausfällt, wir brauchen Lösungen und Ergebnisse.


Transparenz durch den Energiemonitor im Landkreis Miltenberg

Seit wenigen Jahren haben wir den digitalen Energiemonitor, der für den Landkreis Miltenberg viertelstündlich zeigt, wieviel Strom erzeugt und verbraucht wird, wie hoch der Anteil der regenerativen Energien ist und wie viel Strom aus anderen Quellen benötigt wird, um die Energielücke zu schließen (https://energiemonitor.bayernwerk.de/miltenberg-landkreis). Im Durchschnitt komme man auf eine Eigenerzeugungsquote von 64 Prozent, sagte Gasper  im Wirtschaftsausschuss im Juli und erkennt „noch viel Potenzial.“ Er belegte das mit Blick auf das Solarpotenzialkastaster (www.solare-stadt.de/bayerischer-untermain/), demzufolge nur vier Prozent der Dächer der Region mit Photovoltaik belegt seien.


Drei große Schritte des Bundes

Von Seiten des Bundes geht es zunächst darum, bis Mitte dieses Jahres die Rahmenbedingungen zu schaffen für den Ausbau regionaler regenerativer Energien. In der zweiten Hälfte braucht man eine belastbare Wasserstoffstrategie – Wasserstoff dort zu erzeugen, wo gerade nicht nutzbare Energie in Wasserstoff umgewandelt werden kann, und diese Energie danach vernünftig zu verteilen. Spätestens 2023 müsse die Planungsbeschleunigung vorangetrieben werden, das bislang vorherrschende Tempo reicht bei weitem nicht aus.

Im Wirtschaftsausschuss wurde unter anderem mit Blick auf dramatisch steigende Energiepreise der Handlungsdruck betont, auch wenn man sich darüber klar ist, dass alle Maßnahmen kurzfristig noch keine Entlastungen bringen werden.


Für weitere Informationen:

Der Energiemonitor des Landkreises Miltenberg: 

https://jensmarcoscherf.blogspot.com/2021/11/der-energiemonitor-des-landkreises.html


Die Energieagentur Untermain:

https://www.energieagentur-untermain.de/home/


Klimaschutzangebote im Landratsamt Miltenberg:

https://www.landkreis-miltenberg.de/Energie,Natur-Umwelt/Klimaschutz.aspx


Das Solarpotentialkatastar für den Bayerischen Untermain:

https://www.energieagentur-untermain.de/beratung/solarpotenzialkataster/


 


Sonntag, 3. Juli 2022

Der Feldgeschworenenjahrtag 2022 in Kleinheubach - über das fränkische Feldgeschworenenwesen


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

das fränkische Feldgeschworenenwesen ist eine der ältesten fränkischen Traditionen überhaupt und geht als Teil der kommunalen Selbstverwaltung bis auf das 11. Jahrhundert zurück. Gerade angesichts der Grenzverletzungen in Europa im Jahr 2022 macht es Sinn, genauer auf die Arbeit der ehrenamtlich tätigen Feldgeschworenen zu blicken und über den Sinn dessen nachzudenken.

Hierfür habe ich Ihnen meine Festrede vom Jahrtag der Feldgeschworenen vom 3. Juli 2022 abgedruckt:

Anrede!

Als Ihr Landrat darf ich Sie herzlich und endlich wieder zu diesem ungewöhnlichen Feldgeschworenen-Jahrtag des Altlandkreises Miltenberg begrüßen. Ihre Einladung zu dem traditionellen Festtag hierher nach Kleinheubach habe ich wieder sehr gerne angenommen.

Es ist eine ehrenvolle Aufgabe für mich, die so langen aufgeschobenen und nun endlich wieder möglichen Ehrungen und Vereidigungen der Feldgeschworenen für die Städte und Gemeinden des Altlandkreises Miltenberg vorzunehmen. Sehr gerne überbringe ich Ihnen herzliche Grüße von vielen geladenen Ehrengästen aus dem Bundestag und aus dem Landtag. Sie sind heute alle leider wegen anderer Termine verhindert, vor allem wegen dem Tag der Franken in Aschaffenburg. Aber der Ehrentag der Schutzheiligen Frankens ist auch ein guter Tag, um gemeinsam den Feldgeschworenentag und damit eine der ältesten fränkischen Traditionen zu feiern.

Sie alle haben wie sicher auch ich in besonderer Weise in den vergangenen Monaten gebangt – können wir dieses Jahr endlich den Feldgeschworenentag durchführen, ist es möglich und ist es verantwortbar. Ja, es ist verantwortbar und es ist möglich aufgrund der momentanen Entwicklung der Pandemie mit in der Regel milden Verläufen und einer hohen Impfquote.

Sicher ist es Ihnen nicht verborgen geblieben, dass nun auch ich persönlich in den vergangenen Tagen bangen musste: Werde ich heute hier bei Ihnen sein können nach meiner Corona-Infektion in der vorletzten Woche. Ich war sehr erleichtert, gerade auch wegen unseres Jahrtags, dass bereits vergangenes Wochenende meine Erkältungssymptome auf dem Rückzug waren und meine Schnelltests seit Anfang dieser Woche negativ sind. Trotz allem habe ich in den vergangenen Tagen noch „langsam“ gemacht und alle öffentlichen Termine gemieden – zum einen, um den heutigen Tag nicht zu gefährden, aber auch aus der Einsicht, dass auch bei milden Verläufen einer Corona-Infektion in den ersten Wochen danach es wichtig ist, nicht gleich wieder innerhalb kurzer Zeit dem Körper 100% Belastung zuzumuten.

Aus diesem Umstand heraus bin ich wirklich sehr glücklich, Sie alle heute in diesem wunderbaren Rahmen begrüßen und diesen Tag mit Ihnen verbringen zu dürfen. Und einen ganz besonderen Ehrengast haben wir auch in unseren Reihen. Bitte begrüßen Sie mit mir unseren frischgewählten Kreisobmann des Bauernverbandes, Herrn Jochen Herberich. Der Bauernverband ist stets ein wichtiges Organ im gesellschaftlichen Leben und im Miteinander unseres Landkreises und seine Ziele sind mit den Tätigkeiten des Feldgeschworenenwesens bei Vermessungen und Abmarkungen eng verwoben. Lieber Herr Herberich, von uns allen und auch von mir persönlich Glückwunsch zum Vertrauen, das Sie mit der Wahl ausgesprochen haben, und Dank, dass Sie dieses Ehrenamt und die besondere Verantwortung übernommen haben. Das Feldgeschworenenwesen, das Landratsamt mit der Unteren Naturschutzbehörde mit Frau Groll und ihrem Team sowie ich persönlich freuen uns auf die enge und gute Zusammenarbeit.

Der feierliche Gottesdienst und der festlich geschmückte Hofgartensaal dokumentieren, dass es der Feldgeschworenenvereinigung gelungen ist, mit dem Markt Kleinheubach einen würdigen Gastgeber für die hohe Tradition des gemeinsamen Feldgeschworenen-Jahrtages zu finden. Vielen Dank an Pfarrer Geißlinger und die Gottesdienstbeauftragte Frau Lutz für den wirklich zum Nachdenken anregenden Gottesdienst zwischen den Polen der grenzenlosen Liebe Gottes auf der einen Seite und der Begrenztheit der menschlichen Existenz und des Menschen überhaupt. Eine menschliche Existenz wie auch das Miteinander sind nur dank der Grenzen und des Respekts, zum Beispiel vor den Grenzen des anderen, möglich.


 


Die Feldgeschworenen-Kreisvereinigung Miltenberg mit ihrem Kreisobmann Eberhard Ulrich, dem Ortsobmann Sven Fertig und dem bewährten Vorstandsteam planten und organisierten mit tatkräftiger Unterstützung der Gemeinde Kleinheubach, Bürgermeister Thomas Münig sowie Kirche und Vereine diesen ungewöhnlichen Jahrtag. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank, hierunter den Musikanten Kleinheubach und dem Team der Freiwilligen Feuerwehr ein besonderer Dank.

Über die Kreisvereinigung habe ich erfahren, dass Eberhard Ulrich angekündigt hat, bei der heute Nachmittag anschließenden Versammlung mit Wahlen nach vielen verdienstvollen Jahren sein Amt als Kreisobmann zur Verfügung zu stellen. Es ist anerkennenswert, wenn er rechtzeitig auf eine Kontinuität und Verjüngung an so einer verantwortungsvollen Position achtet. Herr Ullrich hat sich mit seiner besonnenen Art, seiner positiven Ausstrahlung und seinem aufwendigen Engagement viel Respekt und Anerkennung in diesem Amt erworben. Ich achte seine Entscheidung mit größtem Respekt und danke ihm von Seiten des Landkreises für seinen großen Einsatz und die großartige und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Lieber Eberhard, die Zusammenarbeit mit dir hat mir immer Freude gemacht. Die Anerkennung und Wertschätzung des hohen bürgerschaftlichen Engagements ist mir extrem wichtig, deshalb freue ich mich sehr, dass wir heute verdiente Feldgeschworene auszeichnen dürfen!

Ehrungen

Der Teil der „Ehrungen“ ist mir von besonderer Bedeutung: Für Ihre pflichtbewusste, verdienstvolle Arbeit für die Allgemeinheit bedanke ich mich persönlich bei Ihnen, meine Herren Feldgeschworenen, ganz herzlich. Das bürgerschaftliche Engagement in Rahmen eines Ehrenamtes ist eines der Fundamente unserer freiheitlichen Demokratie. Dies gilt für jede:n Bürger:in, die sich für das Gemeinwohl engagiert. Dies ist der Wesenskern und ein unerlässliches Fundament, dass Menschen sich selbstlos entsprechend ihrer Interessen, Fähigkeiten und Leidenschaften für das Gemeinwohl einbringen. Damit stärken Sie insgesamt unsere Freiheit!

Die Feldgeschworenen leisten aufgrund des Wesens ihrer Tätigkeit auch heute noch in vielen Fällen eine wichtige Vermittlung bei Grenzstreitigkeiten und nehmen Aufgaben bei der Abmarkung von Grundstücken wahr – dies möchte ich ausdrücklich würdigen und wertschätzen! Über diese unmittelbare Wirkung Ihres großen Engagements für das älteste Ehrenamt in Franken leisten Sie überdies einen wichtigen Beitrag für unsere freiheitliche Demokratie.

Gerade in diesem Jahr 2022, welches von einem nicht mehr für möglich gehaltenen Angriffskrieg eines der Alliierten des Zweiten Weltkriegs – Russland im Verbund mit Belarus, der angegriffenen Ukraine, den bedrohten baltischen Staaten und Georgien, einer der Staaten, welcher eigentlich in den Geschichtsbüchern mit für den Beginn der längsten Periode von Frieden in Europa stand, geprägt ist, wird uns die Bedeutung von Frieden und Freiheit wieder bewusst! Beziehungsweise spüren und erleben wir besonders die Gefährdung unseres in den vergangenen Jahrzehnten zur Gewissheit gewordenen Lebens in Frieden und Freiheit. Dass wir nun in Europa und auch in der ganzen Welt darum bangen und kämpfen müssen, dass Grenzen von Nationalstaaten und damit der Wille eines Volkes wie das der Ukraine geachtet wird, seine Gesellschaft nach den Regeln der Freiheit und Demokratie zu gestalten, schockiert uns alle – wir müssen um diesen Wertekonsens ringen, ja gemeinsam kämpfen. Der Angriff auf die Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf dieses Land, sondern, da es sich gegen ein Land auf dem Weg von Freiheit und Demokratie richtet, auch ein Angriff auf uns alle, die wir in Freiheit und Demokratie leben.

Umso wichtiger, werte Bürgerinnen und Bürger, liebe Feldgeschworene, ist es, dass wir uns nicht nur des Wertes von Frieden und Freiheit bewusst sind, sondern dass wir dies auch aktiv leben. Deshalb, liebe Feldgeschworene, sind Sie Vorbilder und Aktive für Frieden und Freiheit.

Deshalb gilt nicht nur mein besonderes persönliches Dankeschön, sondern der Dank des Staatswesens, Ihnen, werte Orts-Obleuten aus den Gemeinden und Ortsteile. Der ganz besondere Dank und die besondere Aufmerksamkeit gilt Ihnen, welche dieses Ehrenamt nun schon seit 25 sowie 40 und sogar tatsächlich 50 Jahren bekleiden.

Sie alle tragen dazu bei, dass die Grundlagen der freiheitlichen Gesellschaft, das Eigentum, das Recht und die Ordnung unseres Miteinanders geschützt werden und in den Gemeinden und unserem Landkreis ein angenehmes Zusammenleben ermöglicht wird. Ihr langes, unermüdliches Engagement verdient meinen vollen Respekt und den der Gesellschaft.

Ich darf Ihnen nun die Ehrenurkunde des bayerischen Staatsministers für Heimat und Finanzen, Herrn Albert Füracker, für langjährige Zugehörigkeit zu den Feldgeschworenen mit meinem persönlichen Dank und den besten Wünschen für die kommenden Jahre aushändigen.

Dafür werde ich die zu Ehrenden nun getrennt nach den Ehrungsjahren 2021 und 2022 dann zu mir nach vorne bitten:

Vereidigungen

Das Herzstück des heutigen Jahrtags ist die Vereidigung neuer Feldgeschworener. In Anbetracht der großen Bedeutung Ihres Ehrenamtes für unser Miteinander sind wir dankbar, dass 13 Persönlichkeiten aus unseren Gemeinden sich bereit erklärt haben, diese Verantwortung zu übernehmen,

Diese anerkennungswerte Tätigkeit werden künftig dreizehn neue Feldgeschworenen ausüben, die im Anschluss vereidigt werden. Sie werden durch ihre Arbeit die verdiente Achtung vor dem Feldgeschworenenwesen aufrechterhalten.

Machen wir uns die Bedeutung dieses fränkischen Ehrenamtes bewusst, welches auf das 11. & 12. Jahrhundert zurückgeht. In einer Zeit der absolutistischen Herrschaft konnten die Herrschenden schon nicht auf die Mitwirkung Sachkundiger vor Ort verzichten und schufen mit den Feldgeschworenen einen heute noch unverzichtbaren Bestandteil kommunaler Selbstverwaltung gerade in den fränkischen Landstrichen.

Und gerade aufgrund dieser Einsicht in die Hilfsbedürftigkeit staatlicher Organisation durch örtliche Mithilfe sehe ich ein wichtiges Fundament unseres funktionierenden Gemeinwesens: sowohl die kommunale Selbstverwaltung als auch die Mitwirkung durch engagierte Bürgerinnen und Bürgern sichern das Funktionieren des Staates und begründen gerade den Unterschied zu autoritären Staatsmodellen, wie dies der aggressive Autokrat Putin vertritt. Wir in Bayern, in Deutschland und in den Staaten der Europäischen Union leben hingegen ein Staatsverständnis vor, dass auf der Freiheit der Bürgerinnen und Bürger aufbaut und gerade in der Einbindung freier Menschen und deren Engagement ihren Erfolg begründet sieht.

Aus diesem Umstand heraus ergibt sich meine besondere Achtung vor dem bürgerschaftlichen Engagement insgesamt und dem Feldgeschworenenwesen im Besonderen.

Dank an diesen Schnappschuss von Bürgermeister Robin Haseler:


Donnerstag, 2. Juni 2022

Sichere Stromversorgung: Bayernwerk verkabelt Freileitungen im südlichen Landkreis bis Ende 2024

                                                        Bild: Matthias Ullmer


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der starke Schneefall Anfang April hat im Landkreis Miltenberg gezeigt, dass vor allem die Stromversorgung durch die noch vorhandenen Freileitungen eine Achillesferse ist. Unmittelbar nach dem teilweise 24stündigen Stromausfall habe ich mich deshalb bezüglich des seit mehreren Jahren laufenden Prozesses der Erdverkabelung mit dem Bayernwerk in Verbindung gesetzt.

Erdverkabelung der Stromversorgung bis Ende 2024

Das Bayernwerk hat in der Vergangenheit bereits viel Geld in die Erdverkabelung investiert; bis Ende 2024 will der Versorger rund 2 Millionen Euro in die Hand nehmen, um seine Ringleitungen im südlichen Landkreis Miltenberg komplett zu verkabeln. Damit können alle Gemeinden im südlichen Landkreis entlang dieses Rings künftig und spätestens bis Ende 2024 auch bei Unwetterlagen zuverlässig mit Strom versorgt werden. Dies ist angesichts zunehmender Extremwetterlagen von höchster Bedeutung für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

Stromausfall wegen Nass-Schnee

Dass der Klimawandel mit verstärkten Starkniederschlägen auch in Form von extremen Nassschnee vor der Region nicht Halt, mussten zahlreiche Gemeinden am 8. und 9. April erfahren: Starker Schneefall mit extrem dicken und nassen Flocken bedeckte die bereits belaubten Bäume und übte so starken Druck aus, dass viele umfielen und zum Teil auch Freileitungen beschädigten. Manche Gemeinden waren viele, teilweise bis zu 24 Stunden, ohne Strom. Der Einsatz zur Widerherstellung der Stromversorgung war ein „herausragender Einsatz“ der Techniker des Bayernwerks, unterstützt von den ehrenamtlichen Kräften im Brand- und Katastrophenschutz. Rund um die Uhr sei gearbeitet worden, auch wenn es mitunter Rückschläge durch weitere fallende Bäume auf Leitungen gegeben habe. Auch über die sozialen Medien sowie über eine offensive Medienarbeit haben wir versucht, die Öffentlichkeit schnell zu informieren. Aus persönlichen Rückmeldungen habe ich den Eindruck gehabt, dass die Menschen dankbar gewesen sind über die zeitnahen und aktuellen Informationen.

Gemeinsamer Einsatz am 8./9. April

Auch von Seiten des Bayernwerks kam ein Lob zurück in den Landkreis Miltenberg – vor allem für die sehr gute Zusammenarbeit der Techniker mit den Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinden Weilbach, Kirchzell, Amorbach und Eichenbühl. Wie stark der Schneefall gewesen war, habe man daran sehen können, dass selbst mit Satellitenhandys keine Kommunikation möglich gewesen sei, erinnerte sich Servicetechniker Joachim Stark. Die positive Berichterstattung in den Medien und den sozialen Netzwerken habe „der Mannschaft sehr gutgetan“, die im Dauereinsatz die Schäden beseitigt habe.

Erdverkabelung der Ringleitungen wird abgeschlossen

Mit den Freileitungen im Odenwald sei man in der Tat nicht gut aufgestellt für solche extremen Wetterereignisse, bekannte Jürgen Schönherr, Leiter des Kundenzentrums des Bayernwerks. Rund zwei Millionen Euro habe man in den vergangenen Jahren bereits für die Erdverkabelung in die Hand genommen, blickte er zurück. Nun werde man die Planung anpassen und die Kräfte massiv bündeln, um die Erdverkabelung weiter schnell voranzutreiben, erklärte er im Gespräch. Dazu brauche es auch eine gute Kooperation mit den Gemeinden, so Schönherr. Auf der Karte zeigte er die Planungen seines Unternehmens in den nächsten Jahren So werden derzeit beispielsweise Erdleitungen zwischen Watterbach über den Campingplatz nach Kirchzell verlegt und zwei neue digitale Stationen gebaut. In Planung befinde sich laut Schönherr die Erdverkabelung von Amorbach über Buch bis Kirchzell (2023), in Richtung Ottorfszell (2022) wie auch ein neues 20-kV-Kabel als Ringschluss von Weckbach aus in Richtung Gönz (2023).

In drei Abschnitten werde zudem im Erftal und den angrenzenden Höhen bis Ende Ende 2024 gearbeitet: im ersten Abschnitt zwischen Riedern und der Tierkörperbeseitigungsanstalt vor Hardheim (geplant 2022), im zweiten Abschnitt zwischen Riedern, Pfohlbach und Heppdiel (geplant für 2023) sowie im dritten Abschnitt zwischen Heppdiel, Windischbuchen und in Richtung Reichartshausen bis etwa zum Geisenhof (geplant für 2024). Die Freileitungen auf der Odenwaldhöhe bei Richelbach bereiteten laut Auffassung des Bayernwerks keine Probleme, da hier keine Bäume in die Freileitung fallen können. Sollte die Leitung zwischen Umpfenbach und Eichenbühl einmal gestört werden, könne Eichenbühl problemlos über die Ringleitung versorgt werden.


„Die Verkabelung ist dank neuer Verfahren mittlerweile wirtschaftlicher geworden“, verwies Jürgen Schönherr auf das Kabelpflugverfahren und das Bohrspülverfahren. Mit diesen Verfahren wird das Kabel in der Regel in einer Tiefe zwischen 80 und 100 Zentimetern verlegt, erklärte er. Dabei würden grundsätzlich auch Leerrohre verlegt, damit man für etwaige künftige Leitungen (Glasfaser, Stromeinspeisung) gerüstet sei. Die neuen Leitungen böten prinzipiell mehr Möglichkeiten, Strom einzuspeisen, verwies Schönherr beispielsweise auf neue Windkraft- oder Photovoltaikanlagen. Sollten diesbezüglich Planungen vorliegen, empfahl Schönherr möglichst frühe Kontaktaufnahme mit dem Bayernwerk – was beispielsweise für den Regionalen Planungsverband interessant sein könnte.


Mittwoch, 1. Juni 2022

Kino Passage Erlenbach: Filmgespräch "Walter Kaufmann - ein bewegtes Leben"


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

ein besonderes Filmerlebnis gab es Ende Mai in der Kino Passage Erlenbach am Main. Unter meiner Schirmherrschaft  wurde der Dokumentarfilm „Walter Kaufmann - ein bewegtes Leben“ präsentiert. Im Rahmen des 105. Filmgesprächs besuchte bereits zum dritten Mal die Filmemacherin und Regisseurin Karin Kaper mit der Kino Passage den Landkreis Miltenberg. 

Der Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies wurde im Rahmen der 1700jährigen Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland unter anderem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, der Filmförderungsanstalt sowie der Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee e.V gefördert.

Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken.

Der Film verfolgt die abenteuerlichen Reisen und Erfahrungen des jüdischen, deutsch-australischen Schriftstellers in aller Welt: Deutschland, USA, Israel, Kuba, Japan, Australien.

Seit seiner Jugend schlägt sich Walter Kaufmann auf die Seite der Verfolgten, Entrechteten, Gedemütigten dieser Erde. Seine Abenteuerlust ist Ausdruck eines kosmopolitischen Geistes.

In seiner Eigenschaft als Schirmherr bedankte ich mich bei der Filmemacherin für dieses besondere Projekt: Die Zeitzeugen der Verbrechen an der Menschlichkeit im Holocaust haben uns in den vergangenen Jahrzehnten einen wichtigen Dienst erwiesen in der Erinnerungsarbeit. Dank des Filmdokuments über die eindrucksvolle Jahrhundertpersönlichkeit Walter Kaufmann bleibt dieses unmittelbare Zeitzeugnis der Nachwelt und den Menschen erhalten, um die Arbeit für Menschlichkeit und Menschenwürde, für Freiheit und Demokratie erhalten.

Ein besonderer Ort des Kulturlandkreises: Unsere Kino Passage

Der Landkreis Miltenberg und sein kulturelles Leben sind ohne die Kino Passage nicht denkbar und ich freue mich über die Menschen, die dieses besondere Angebot der Filmkultur und des Austausches nutzen.

Die Zuschauer:innen am Abend in der Kino Passage waren beeindruckt und bewegt, wie gut es Karin Kaper gelungen ist, nicht nur durch den Verzicht auf Kommentare und Erläuterungen einen unmittelbaren Eindruck vom Leben des Walter Kaufmann zu vermitteln - quasi durch ihn uns selbst persönlich erzählt. 

Grundlage des Films war das Lesen all seiner Bücher und zahlreichen Aufsätze durch Karin Kaper, wie diese im Anschluss an den Film im Gespräch mit dem Publikum erzählte: Walter Kaufmann selbst hatte ihr dies aufgetragen als Grundlage für die Gespräche und Interviews für den Film. 

Publikumsfragen: Warum Walter Kaufmann?

Eine der Fragen aus dem Publikum: Warum ausgerechnet Walter Kaufmann? Er war trotz der furchtbaren Ereignisse ein lebensfroher Mensch, wie Karin Kaper berichtete. Diese positive Lebenseinstellung drückte sich trotz der furchtbaren Erlebnisse im Holocaust in seinen vielen, journalistischen Unternehmungen und Begegnungen mit Menschen aus. Äußerst bewegend sind die Erinnerungen an seine Eltern, unter anderem auf Grundlage der Briefe der Eltern, welche diese an ihren Sohn aus Deutschland zunächst nach England und später nach Australien schickten. Bis nach Kriegsende hatte Walter Kaufmann gehofft, dass seine Eltern Theresienstadt und Auschwitz überlebt haben - vergebens.

Sie müsse doch nicht traurig sein, er sei ja nicht ihr leiblicher Sohn. Die Liebe der Mutter und des Vaters in den Briefen erinnert an Lessings Drama "Nathan der Weise" und die auch für mich bedeutsame Erläuterung, dass nicht das Blut, sondern das Herz einen Vater zum Vater macht.


Weitere Informationen zum Film finden Sie unter www.walterkaufmannfilm.de 


Mittwoch, 25. Mai 2022

Metropolregion FRM: Das 7. Treffen des Strategieforums im Zeichen der Mobilität

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Strategieforums, Staatsminister Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei.


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

im Mai 2022 tagte in Ingelheim im Landkreis Mainz-Bingen zum 7. Mal das Strategieforum der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. Wie beim Start im Frühjahr 2018 konnte ich auch bei diesem Treffen die Region Bayerischer Untermain vertreten. Das Strategieforum ist sehr wertvoll, da wir hier die vier Landesebenen, die kommunale Ebene und die Wirtschaftskammern aus vier Bundesländern miteinander vernetzen. Themenschwerpunkte sind die Mobilität, die Planungsbeschleunigung, die Digitalisierung und das Thema Gründung & Start up.

Hier veröffentliche ich die offizielle Pressemitteilung zur Tagung des länderübergreifenden Strategieforums:


Mobilität der Zukunft in der Metropolregion


Strategieforum FrankfurtRheinMain gibt


länderübergreifendes Mobilitätskonzept in Auftrag:


Staatsminister Axel Wintermeyer: „Wir wollen Mobilität aus


einem Guss – im Interesse der Menschen und der Wirtschaft“


Wiesbaden. Die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main pulsiert. In der nationalen und internationalen Verkehrsdrehscheibe im Herzen Europas kreuzen sich täglich die Wege von hunderttausenden Pendlerinnen, Pendlern und Wirtschaftsunternehmen. Um die Mobilität der Zukunft in der prosperierenden Region klug zu gestalten, haben die Mitglieder des Strategieforums FrankfurtRheinMain heute einen wichtigen Beschluss gefasst: Das hochrangig besetzte Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus Hessen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wird ein länderübergreifendes Mobilitätskonzept in Auftrag geben.

„Für die dynamische Entwicklung der Metropolregion ist es wichtig, dass Menschen, Unternehmen und Betriebe in der Region mobil sein können – überall, zu jeder Zeit, auf Dauer und intelligent vernetzt. Wir wollen Mobilität aus einem Guss, die nicht an Landesgrenzen aufhört – im Interesse der Menschen und der Wirtschaft“, sagte der Chef der Hessischen Staatskanzlei und Vorsitzende des Strategieforums, Staatsminister Axel Wintermeyer, und erklärte: „Um auch weiterhin als internationaler Wirtschaftsstandort Bedeutung zu haben, brauchen wir eine gut geplante, länderübergreifend verzahnte Verkehrsinfrastruktur. Die Mobilitätskonzepte enden jedoch meist an den Schnittstellen von Kommunen, Landkreisen, Regionen oder Ländern. Um die vorhandenen Angebote besser aufeinander abzustimmen, möchten wir auf Basis vorhandener Mobilitätsstrategien erstmalig ein länderübergreifendes Konzept erarbeiten lassen, das unterschiedliche Verkehrsmittel wie Busse, Bahnen, Autos, Fahrräder und natürlich auch Fußgänger miteinbezieht. Dies ist ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende.“

Die Kosten werden anteilig gemäß eines so genannten „Mobilitätsfaktors“ von den vier Ländern getragen. Dieser ermöglicht eine Darstellung der anteiligen prozentualen finanziellen Beteiligung der vier Länder an dem geplanten Mobilitätskonzept, die so nachvollziehbar und entsprechend mobilitätsbezogener Anteile dieser Länder gleichmäßig berechnet werden können. Der Faktor schlüsselt sich für die Länder wie folgt auf: Hessen 66 Prozent, Rheinland-Pfalz 17 Prozent, Bayern 11 Prozent und Baden-Württemberg 6 Prozent.

Berücksichtigt werden soll dabei auch, welche mittel- und langfristigen Effekte die Corona-Pandemie möglicherweise auf den Mobilitätssektor haben wird. Von den rund 2,5 Millionen Beschäftigten in der Metropolregion pendelten nach einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit vom Sommer 2020 in der Vor-Corona-Zeit rund 1,3 Millionen Menschen täglich auf dem Weg zur Arbeit in die Region hinein oder von einem in einen anderen Landkreis. Durch die zunehmende Verlagerung von Tätigkeiten ins Home-Office waren diese Zahlen spürbar um fast 50 Prozent zurückgegangen. Sollte der Trend zum Homeoffice in Zukunft anhalten, könnten Verkehrswege in der Region weniger belastet sein als vor der Pandemie, Busse und Bahnen deutlich leerer als zuvor. Dafür fahren mehr Menschen mit dem Rad oder sind zu Fuß unterwegs. „Auch diese Veränderungen müssen wir einbeziehen, um länderübergreifende Mobilität zukunftsfähig zu gestalten“, sagte Wintermeyer.

Der Erfolg des gemeinsamen Vorhabens hängt auch davon ab, dass sich die kommunalen und regionalen Akteure, die Landesregierungen sowie die Verkehrsverbünde aller vier Länder aktiv an der Mobilitätsstudie beteiligen. Die hessische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hessen Trade & Invest GmbH soll als Projektträger die europaweite Ausschreibung betreuen. Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises und Leiter der Fachgruppe Mobilität des Strategieforums betonte: „Ob es um Tickets im Nahverkehr, digitale Verkehrssteuerung oder durchgängige Routen für den Güterverkehr geht – eine gemeinsame Planung erlaubt es uns, die Projekte aufeinander abzustimmen, länderübergreifende Prioritäten festzulegen und Synergien zu heben.“ Das länderübergreifende Mobilitätskonzept solle vor allem dazu beitragen, die Metropolregion in drei zentralen Strategiefeldern weiter voranzubringen:

  • öffentliche Verkehrsangebote stärken und ihre Attraktivität steigern
  • Straßeninfrastruktur effizient ausbauen und Verkehr intelligent steuern
  • Güter- und Wirtschaftsverkehre innovativ und zukunftsfähig entwickeln.

Der Frankfurter IHK-Präsident, Ulrich Caspar, sagte: „Ich freue mich außerordentlich, dass wir uns mit der heutigen Entscheidung gemeinsam über Landesgrenzen hinweg auf den Weg machen, Frankfurt/Rhein-Main in einer der Kernkompetenzen der Region, nämlich einer optimalen Verkehrsanbindung und Verkehrsinfrastruktur, weiter zu stärken. Damit verbunden sind optimierte Voraussetzungen für Logistik und andere Wirtschaftsverkehre, aber auch eine verbesserte Erreichbarkeit der Unternehmen für Kunden und Mitarbeiter. Jetzt gilt es, die Mobilitätsbedürfnisse zu erfassen und nach Lösungen zu suchen, um gemeinsam Vorstellungen für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten.

Staatsminister Axel Wintermeyer machte deutlich, dass bei der Arbeit des Strategieforums die Verantwortung für die Gemeinschaft im Vordergrund steht. „Wir sehen nicht nur unser eigenes Land, sondern die Herausforderungen im Ganzen, länderübergreifend und parteiübergreifend. Die Zusammenarbeit funktioniert und davon profitieren alle“, sagte Wintermeyer.


Hintergrundinformation:


Zum Mobilitätsfaktor:

Zur Berechnung des Mobilitätsfaktors wurden folgende vier Faktoren zueinander ins Verhältnis gesetzt: Bevölkerung anteilig Metropolregion (Bevölkerung in den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten), Pendlersaldo (statistischer Mittelwert zwischen Ein- und Auspendlern), Anzahl Wege, die pro Tag zurückgelegt werden und gefahrene Tageskilometer pro Person.


Zum Strategieforum:

Im Strategieforum arbeiten die Landesregierungen aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg, die Wirtschaftskammern der Region sowie Landräte und Oberbürgermeister an der Zukunft der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage des Strategieforums unter:

www.strategieforum-frankfurtrheinmain.de


Mitglieder des länderübergreifenden Strategieforums FrankfurtRheinMain

  • Hessische Landesregierung: Staatsminister Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei
  • Bayerische Landesregierung: Staatsrätin Karolina Gernbauer, Amtschefin der Bayerischen Staatskanzlei
  • Landesregierung Rheinland-Pfalz: Staatssekretär Fabian Kirsch, Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
  • Landesregierung Baden-Württemberg: Staatsminister Dr. Florian Stegmann, Chef der Staatskanzlei Baden-Württemberg
  • Kommunalvertreter Hessen – Kreisfreie Stadt: Oberbürgermeister Peter Feldmann, Stadt Frankfurt am Main
  • Kommunalvertreter Hessen – Landkreis: Landrat Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises
  • Kommunalvertreter Bayern, Region Bayerischer Untermain: Landrat Jens Marco Scherf, Kreis Miltenberg
  • Kommunalvertreter Rheinland-Pfalz: Oberbürgermeister Michael Ebling, Stadt Mainz
  • Kommunalvertreter Baden-Württemberg: Landrat Stefan Dallinger, Kreis Rhein-Neckar
  • Regionalverband FrankfurtRheinMain: Thomas Horn, Verbandsdirektor
  • Handwerkskammer FrankfurtRheinMain: Susanne Haus, Präsidentin
  • IHK Darmstadt:  Matthias Martiné, Präsident
  • IHK Frankfurt am Main: Ulrich Caspar, Präsident
  • IHK Aschaffenburg: Dr. Heike Wenzel, Präsidentin
  • IHK Rheinhessen: Peter Hähner, Präsident
  • IHK Rhein-Neckar: Manfred Schnabel, Präsident



Dienstag, 24. Mai 2022

Wirtschaft am bayerischen Untermain: Aktive Gestaltung der Transformation



Liebe Bürgerinnen und Bürger,

 

eines der Schlagworte unserer Zeit ist die „Transformation der Wirtschaft“. Gerade der Bayerische Untermain als stark auf Produktion ausgerichteter Wirtschaftsstandort ist besonders von der digitalen Transformation und von den Fragen der Energieversorgung und dem Fachkräftemangel betroffen.


Wir gestalten gemeinsam aktiv den Veränderungsprozess


Aufgrund der Vehemenz der Veränderungen sind sich Wirtschaft und Wirtschaftsvereinigungen, Hochschule, Gewerkschaften, Arbeitsagentur und Gebietskörperschaften einig – wir agieren gemeinsam und bündeln unsere Kräfte. Aus diesen Bemühungen heraus ist unter dem Dach der Zentec, unserem Zentrum für Kooperation und Innovation am Bayerischen Untermain, ein Kompetenznetzwerk Transformation entstanden. Neben einer gemeinsamen Leitvision für den Veränderungsprozess am Bayerischen Untermain wollen wir mit einem Weiterbildungsverbund wollen wir zudem Wirtschaft und Beschäftigte fit machen für die Herausforderungen der Zukunft.


Klares Signal: Wir verharren vor den prägnanten Veränderungen nicht wie das Kaninchen vor der Schlange, wir packen die Veränderungsprozesse offensiv an und gestalten diese aktiv. Dafür stehen erfolgreiche Projekte wie die Fachkräfteinitiative zur Sicherung der Versorgung mit Fachkräften oder die Energieagentur am bayerischen Untermain, welche an einem Konzept für eine erfolgreiche Energiewende arbeitet.


Im Gebäude des ZENTEC in Großwallstadt hatten sich im Frühjahr 2022 Vertreter*innen der genannten Partner zusammengefunden, um klarzustellen, dass es nur mit der Kooperation am Bayerischen Untermain möglich ist, auf Dauer erfolgreich zu sein. In der Leitvision haben wir die Herausforderungen des digitalen Strukturwandels herausgestellt, welche ich als Vorsitzender der ZENTEC-Gesellschafterversammlung präsentieren durfte. Für eine aktive Gestaltung des Prozesses mit zunehmender Dynamik und Komplexität brauchen wir den bewährten Schulterschluss, um mit geeigneten Maßnahmen den Prozess der Digitalisierung aktiv zu gestalten. Damit stärken wir die Wirtschafts- und Innovationskraft, steigern die Lebensqualität, sichern Arbeitsplätze und entwickeln diese weiter. Förderung des fachlichen Austauschs und gegenseitiger Lernprozesse sowie die Förderung von Maßnahmen und Aktivitäten, um Menschen zu helfen, diese Veränderungen aktiv anzunehmen und Kompetenzen zu erwerben – alle diese Maßnahmen gelte es umzusetzen. Bestehende Beratungs- und Bildungsangebote sowie Fördermöglichkeiten müssen vernetzt werden, denn nur so lasse sich der Prozess der digitalen Transformation gestalten. Der Landkreis Miltenberg fördert diese Maßnahmen mit voller Überzeugung und steht zur regionalen Zusammenarbeit, die schon bei der engeren Vernetzung in der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main Grundlage des bayerischen Erfolgs war und ist. Man darf jedoch über Ziele nicht nur sprechen, sondern muss diese auch aktiv leben, weshalb alle Akteure gefordert sind, sich zu vernetzen und bei den Aktivitäten abzustimmen. In der Leitvision habe man vier Aktionsfelder definiert, denen man sich widmen müsse: Vernetzung, Digitalisierung, Mensch und Qualifizierung sowie Arbeit.


Vielzahl vernetzter Akteure

 

Alle Gäste nahmen kurz zu diesen Feldern Stellung. Dabei stellte Beatrice Brenner (Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) Bayerischer Untermain) fest, dass viele Unternehmen mit der Digitalisierung massiv überfordert sind. Das Gelingen des Strukturwandels sei laut Karl-Heinz Burkhardt (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) Unterfranken) existenziell wichtig, zudem wandele sich die Arbeitswelt rasant. Längst gehe es beispielsweise einer Stadt wie Aschaffenburg laut Oberbürgermeister Jürgen Herzing (ab 1. Mai Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Zentec) nicht mehr darum, mehr Unternehmen anzusiedeln, sondern den Bestand zu erhalten und diese beim klimafreundlichen Agieren zu unterstützen. Die Region könne sich dabei auf die Unterstützung der Technischen Hochschule und des Digitalen Gründerzentrums verlassen, versicherten Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth (Präsidentin der Technischen Hochschule, TH) und Dr. Marianne Hock-Döpgen (Geschäftsführerin Digitales Gründerzentrum). Percy Scheidler (Industriegewerkschaft (IG) Metall) mahnte, die Beschäftigten auf dem Weg mitzunehmen und sie mitgestalten zu lassen. Für Ludwig Paul (Handwerkskammer (HWK) Unterfranken) brauchen die Menschen Begleitung auf dem Weg der Transformation, sie müssten den Wandel aber auch annehmen. „Permanente Weiterqualifizierung“ sei auf dem Weg notwendig, stellte Dr. Maria Bausback (Industrie- und Handelskammer (IHK) Aschaffenburg) fest, für Dr. Alexander Legler (Landrat Aschaffenburg) geht es darum, dass man die digitalen Prozesse gestalten und beherrschen muss. Menschen müsse man auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten, sagte Mathilde Schulze-Middig (Arbeitsagentur Aschaffenburg) und Björn Wortmann (Deutscher Gewerkschaftsbund, DGB) ist der Erhalt von guten und tariflich bezahlten Arbeitsplätzen wichtig, denn nur die Menschen könnten Innovationen auf den Weg bringen.


Weiterbildungsverbund am Bayerischen Untermain

 

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Transformation wird der Weiterbildungsverbund (Automotive) Bayerischer Untermain sein, für den die ZENTEC als Koordinator tätig sein wird. Das Projekt hat bis Ende 2024 ein Volumen von 912.000 Euro, wovon das Bundesministerium für Arbeit und Soziales 456.000 Euro beiträgt. Regionale Arbeitsmarkt- und Weiterbildungsakteure sowie Vertreter der freien Wirtschaft haben sich dazu entschlossen, dieses Projekt aktiv zu begleiten. Dabei sind: die Agenturen für Arbeit Aschaffenburg und Darmstadt, Bayern Innovativ, BVMW Bayerischer Untermain, Continental AG, DGB Unterfranken, Digitales Gründerzentrum Alte Schlosserei, HWK Unterfranken, IGBCE Mainfranken, IG Metall Aschaffenburg, IHK Aschaffenburg, Linde Material Handling, Mainsite, SQG Strukturwandel und Qualifizierung gGmbH, TH Aschaffenburg und vbw Unterfranken. Zunächst sollen die Weiterbildungsbedarfe der Unternehmen im Bereich Automotive identifiziert werden, auch soll ein regionales Weiterbildungsportal mit Darstellung konkreter Weiterbildungsmaßnahmen entstehen. Dazu soll eine interaktive Lernmanagementplattform bereitgestellt werden, ebenso Beratungsleistungen zum Erstellen eigener Weiterbildungskurse. Geplant sind unter anderem auch innovative Veranstaltungsformate, individuelle Beratungsangebote und die Vernetzung mit den wichtigsten Arbeitsmarktakteuren und regionalen Unternehmen.


Mitwirkung der TH Aschaffenburg

 

Neben der ZENTEC als Konsortialführer wirken auch die TH Aschaffenburg mit ihrer langjährigen Expertise im Bereich Wissenstransfer mit, das Continental Institut für Technologie und Transformation mit dem Einbringen von Erfahrungen in der Transformation sowie die SQG Strukturwandel und Qualifizierung gGmbH, die seit vielen Jahren im Bereich der Aus- und Weiterbildung tätig ist. Die besondere Stärke der SQG liegt darin, dass sie niedrigschwellig die Bereitschaft zur Weiterbildung und Weiterqualifizierung in Unternehmen angehen kann.