Liebe Bürgerinnen und Bürger,
ein besonderes Filmerlebnis gab es Ende Mai in der Kino Passage Erlenbach am Main. Unter meiner Schirmherrschaft wurde der Dokumentarfilm „Walter Kaufmann - ein bewegtes Leben“ präsentiert. Im Rahmen des 105. Filmgesprächs besuchte bereits zum dritten Mal die Filmemacherin und Regisseurin Karin Kaper mit der Kino Passage den Landkreis Miltenberg.
Der Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies wurde im Rahmen der 1700jährigen Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland unter anderem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, der Filmförderungsanstalt sowie der Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee e.V gefördert.
Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken.
Der Film verfolgt die abenteuerlichen Reisen und Erfahrungen des jüdischen, deutsch-australischen Schriftstellers in aller Welt: Deutschland, USA, Israel, Kuba, Japan, Australien.
Seit seiner Jugend schlägt sich Walter Kaufmann auf die Seite der Verfolgten, Entrechteten, Gedemütigten dieser Erde. Seine Abenteuerlust ist Ausdruck eines kosmopolitischen Geistes.
In seiner Eigenschaft als Schirmherr bedankte ich mich bei der Filmemacherin für dieses besondere Projekt: Die Zeitzeugen der Verbrechen an der Menschlichkeit im Holocaust haben uns in den vergangenen Jahrzehnten einen wichtigen Dienst erwiesen in der Erinnerungsarbeit. Dank des Filmdokuments über die eindrucksvolle Jahrhundertpersönlichkeit Walter Kaufmann bleibt dieses unmittelbare Zeitzeugnis der Nachwelt und den Menschen erhalten, um die Arbeit für Menschlichkeit und Menschenwürde, für Freiheit und Demokratie erhalten.
Ein besonderer Ort des Kulturlandkreises: Unsere Kino Passage
Der Landkreis Miltenberg und sein kulturelles Leben sind ohne die Kino Passage nicht denkbar und ich freue mich über die Menschen, die dieses besondere Angebot der Filmkultur und des Austausches nutzen.
Die Zuschauer:innen am Abend in der Kino Passage waren beeindruckt und bewegt, wie gut es Karin Kaper gelungen ist, nicht nur durch den Verzicht auf Kommentare und Erläuterungen einen unmittelbaren Eindruck vom Leben des Walter Kaufmann zu vermitteln - quasi durch ihn uns selbst persönlich erzählt.
Grundlage des Films war das Lesen all seiner Bücher und zahlreichen Aufsätze durch Karin Kaper, wie diese im Anschluss an den Film im Gespräch mit dem Publikum erzählte: Walter Kaufmann selbst hatte ihr dies aufgetragen als Grundlage für die Gespräche und Interviews für den Film.
Publikumsfragen: Warum Walter Kaufmann?
Eine der Fragen aus dem Publikum: Warum ausgerechnet Walter Kaufmann? Er war trotz der furchtbaren Ereignisse ein lebensfroher Mensch, wie Karin Kaper berichtete. Diese positive Lebenseinstellung drückte sich trotz der furchtbaren Erlebnisse im Holocaust in seinen vielen, journalistischen Unternehmungen und Begegnungen mit Menschen aus. Äußerst bewegend sind die Erinnerungen an seine Eltern, unter anderem auf Grundlage der Briefe der Eltern, welche diese an ihren Sohn aus Deutschland zunächst nach England und später nach Australien schickten. Bis nach Kriegsende hatte Walter Kaufmann gehofft, dass seine Eltern Theresienstadt und Auschwitz überlebt haben - vergebens.
Sie müsse doch nicht traurig sein, er sei ja nicht ihr leiblicher Sohn. Die Liebe der Mutter und des Vaters in den Briefen erinnert an Lessings Drama "Nathan der Weise" und die auch für mich bedeutsame Erläuterung, dass nicht das Blut, sondern das Herz einen Vater zum Vater macht.
Weitere Informationen zum Film finden Sie unter www.walterkaufmannfilm.de
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