Dienstag, 26. Juli 2022

Integration im Landkreis Miltenberg - ein Blick in den Integrationsbeirat



Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der Landkreis Miltenberg hat nicht erst im vergangenen Jahrzehnt eine große Zahl zugewanderter Menschen aufgenommen und in der Regel auch gut integriert. Bereits in den 60er und in den 70er Jahren haben viele Menschen im Landkreis Miltenberg ihre Heimat gefunden, welche vor allem als Arbeitskräfte angeworben wurden. Viele Unternehmen und Betriebe sind ohne die Zugewanderten bzw. deren nachfolgenden Generationen gar nicht mehr denkbar.


Warum ein Integrationsbeirat am Landratsamt?

Trotz der in den meisten Fällen guten Integration zugewanderter Menschen ist und bleibt Integration an sich eine Daueraufgabe. Deshalb habe ich im Jahr 2016 erstmals auf Landkreisebene zu einem Integrationsbeirat eingeladen. Auch wenn die Integrationsarbeit vor Ort in den Gemeinden und Städten geleistet wird, macht es durchaus Sinn, sich auf Kreisebene zu treffen und auszutauschen.


Neu im Integrationsbeirat: Der Integrationsbeirat der Stadt Erlenbach am Main

Auch im Juli trafen wir uns wieder und es entwickelte sich ein sehr guter und intensiver Austausch im Integrationsbeirat. Neu in unserer Runde war die Integrationsbeauftragte der Stadt Erlenbach am Main, wo in diesem Jahr der erste Integrationsbeirat auf Gemeinde- oder Stadtebene offiziell gegründet wurde. Bianca Holzinger stellte uns den Integrationsbeirat von Erlenbach vor. Den Erlenbacher Integrationsbeirat gibt es laut Bianca Holzinger bereits seit zwei Jahren. Er war auf Initiative des Stadtrats gegründet worden, umfasst 19 Köpfe und besteht laut Holzinger aus „Menschen, die allesamt engagiert sind und die anpacken wollen.“ „Wir sind kein zweiter Helferkreis“, stellte Holzinger klar, dem Beitrat gehe es darum, die in Erlenbach existierenden Parallelgesellschaften zu öffnen. „Miteinander statt nebeneinander“ laute das Motto des Beirats, der in einer Stadt mit 71 unterschiedlichen Nationalitäten wirkt. Ziele seien unter anderem die Förderung des Miteinanders, das gemeinsame Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung, der Abbau von Vorurteilen, das Sensibilisieren gegenüber anderen Kulturen sowie das Fördern und Erlernen der deutschen Sprache, denn das sei nach wie vor der Schlüssel zur Integration. Um die Ziele zu erreichen, arbeite man mit anderen Vereinen, Projekten und anderen Beiräten zusammen, erklärte Holzinger und führte aus, dass man auch mit anderen Kommunen gemeinsame Vorhaben plane.


Integration leicht gemacht – über die Hilfsorganisationen

Oft stellt sich die Frage, wie integriere ich mich am schnellsten. Dass man sich über Vereine und Verbände schnell integrieren kann, ist eigentlich bekannt. Neben Sport- und Kulturvereinen bieten die Hilfsorganisationen interessante Möglichkeiten, die Integration voranzutreiben und dabei auch Menschen zu helfen. Aus diesem Grund habe ich Vertreter der drei Hilfsorganisationen im Landkreis eingeladen, um hiermit vielleicht den Impuls für örtliche Projekte geben zu können.

Thomas Kling, Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes, stellte die vielfältigen Möglichkeiten dar, sich beim BRK zu engagieren: In den Bereitschaften, wo man etwa bei Blutspendeterminen helfen kann oder bei sozialen Aufgaben wie beispielsweise im Rot-Kreuz-Laden Obernburg. Sehr interessant für junge Menschen sei die Wasserwacht mit ihrer sehr attraktiven Jugendarbeit, so Kling, über das Jugendrotkreuz mit dessen Aus- und Fortbildung gelinge der Einstieg in das Rote Kreuz sehr gut und spielerisch. Stefan Wolf stellte im Namen der THW-Ortsverbände Miltenberg und Obernburg fest, dass es beim THW in erster Linie um technische Hilfe geht. Auch hier gelinge der Einstieg gerade für Jüngere sehr gut mit der Bambini-Gruppe Obernburg (für sechs- bis zehnjährige Kinder) und mit der Jugendgruppe (zehn bis 17 Jahre). Um sich in der Bundesanstalt THW im Erwachsenenalter zu engagieren, brauche es eine halbjährige Grundausbildung, gefolgt von Fachbefähigungen und weiteren Fortbildungen. Die Ausbildung sei aber komplett kostenlos, sagte Wolf, ebenso die ärztlichen Untersuchungen und die vorgeschriebenen Impfungen.

Kreisbrandrat Martin Spilger warb für das Engagement in der Feuerwehr, die als Pflichtaufgabe der Kommunen für abwehrenden Brandschutz und technischen Hilfsdienst verantwortlich ist.  Im Landkreis seien zurzeit 2.455 Feuerwehrleute in 76 Freiwilligen Feuerwehren aktiv, so Spilger. In den Wehren gebe es auch Aktive mit Migrationshintergrund, aber kaum Flüchtlinge, sagte der Kreisbrandrat, der sich mehr dieser Menschen wünscht. Auch Spilger empfahl den Einstieg über die Jugendfeuerwehr. Innerhalb der Feuerwehr könne man eine Grundausbildung absolvieren, später Fach- und Führungslehrgänge. Zahlreiche Fragen aus Reihen des Integrationsbeirats zeigten, dass das Interesse am Engagement in den Hilfsorganisationen offenbar vorhanden ist. Dabei gilt es auch zu vermitteln, dass das Ehrenamt in Deutschland eine wichtige Stütze der Gesellschaft ist im Vergleich zu vielen Ländern, in denen das Ehrenamt eine geringere Bedeutung hat.

„Bewegung als Investition in die Gesundheit“, kurz BIG, lautet der Name eines Projekts der Odenwald-Allianz, das Andreas Volz vorstellte. Das Vorhaben ist speziell auf Frauen mit Migrationshintergrund zugeschnitten, damit diese Defizite hinsichtlich ihres Bewegungspensums abbauen. Dieses kostengünstige, wohnortnahe Angebot soll nicht nur für Bewegung sorgen, sondern auch für Spaß und ein geselliges Miteinander. BIG bringe Frauen zusammen, egal aus welchem Land und in welchem Alter, so Volz. Sie hoben den partizipativen Ansatz hervor, denn mit BIG könnten die Frauen selbst Ideen und Wünsche einbringen. Erster Ausfluss daraus sei ein Wassergymnastikprogramm, das am 15. Juli im Amorbacher Freibad beginnt und bis Ende August andauert. Sieben Frauen haben sich bereits gemeldet, Platz ist für bis zu acht weitere Frauen. Die zehn Einheiten mit einer lizensierten Trainerin kosten 20 Euro, die Anmeldung ist unter www.big-odenwald.de/anmeldung/ möglich. Weiter geplant sind regelmäßige Frauentreffen, neue Ideen werden beim Frauenfrühstück besprochen. BIG kooperiert Volz zufolge mit vielen Akteuren – unter anderem mit der Gesundheitsregion plus, der Gleichstellungsstelle, der Selbsthilfeförderung, dem Jobcenter und Vereinen wie „Frauen für Frauen“ in Erlenbach. Die Angebote sind auf das Gebiet der Odenwald-Allianz beschränkt, aber man sei für alle Anfragen offen, versicherte Andrea Volz. Alle Informationen zu BIG sind im Internet unter www.big-odenwald.de ersichtlich.

Zur Situation der ukrainischen Geflüchteten im Landkreis Miltenberg informierten Patrick Knörzer und Simone Greulich (beide Landratsamt), dass Anfang Juli etwa 1.150 Geflüchtete registriert wurden. Zurzeit würden die Erwerbsfähigen in das Jobcenter wechseln. Da der Zuzug aus der Ukraine fast versiegt ist, sei laut Landrat zurzeit keine Notunterkunft erforderlich. Wie Simone Greulich sagte, sei es nach wie vor eine Herausforderung, Geflüchtete wie auch sonstige Asylbewerber in Privatunterkünften unterzubringen.

Wolfgang Härtel (Caritas) sprach das Problem fehlender Kinderärzte an, das alle Bevölkerungsgruppen betreffe. Landrat Jens Marco Scherf stellte daraufhin die kinderärztliche Entwicklung der letzten Jahre sowie die aktuelle Situation dar. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass im Laufe des Jahres endlich ein weiterern Kinderarzt in den Landkreis  kommen werde, so dass dann von 8,5 möglichen Arztsitzen acht Sitze besetzt seien. Das würde viel Druck wegnehmen, auch vom kinderärztlichen Bereitschaftsdienst im Klinikum Aschaffenburg. Um ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen, verwies Scherf zudem auf das Famulaturprogramm für Studierende im Landkreis, welches in 2022 zum dritten Mal stattfinde.


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