Hier die Entwicklung der Müllgebühren seit 1995 mit dem Entwurf ab 2020.
Müllgebühren werden erstmals seit den 90er Jahren steigen
Die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises müssen sich nach Jahren stabiler und
teilweise sogar gesunkener Abfallgebühren auf steigende Gebühren gefasst machen,
wie aus der Neukalkulation hervorgeht. Ein besonderer Faktor ist dabei, dass Gebührenüberschüsse aus der Vergangenheit nun aufgebraucht sind und nicht mehr zur Entlastung zur Verfügung stehen.
Beabsichtigt ist ein Gebührenniveau im
Bereich des Jahres 2009. Die endgültige Entscheidung darüber wird der Kreistag
treffen, der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz wird sich in seiner
nächsten Sitzung ausführlich mit dem Thema befassen.
Ausführliche Vorberatung im Ausschuss
Am Dienstag war dem
Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz die Neukalkulation ausführlich
vorgestellt worden, auch konnten die Mitglieder die Vertreter des Büros Econum
(Ludwigsburg) detailliert befragen. Jens Petschel rief dem Gremium in
Erinnerung, dass der aktuelle Kalkulationszeitraum für die Abfallgebühren Ende
2019 endet und dass der Arbeitsauftrag für sein Büro gelautet habe, für den
Zeitraum 2020 bis 2023 das neue Rechenwerk zu erstellen, ohne dass sich
strukturelle Änderungen bei der Entsorgung ergeben.
Die Fachleute hatten
zunächst die Grundlagen mit allen Kostenstellen (etwa Müllmenge, Preise,
Personal- und Betriebskosten, Verwaltungskosten, kalkulatorische Kosten, Kosten
für die Deponien) ermittelt, daraus die Gesamtkosten festgestellt und danach
alle Einzelpositionen neu kalkuliert, so dass die Abfallgebühren in den
kommenden vier Jahren kostendeckend sind. In den Prognosen für den neuen
Vierjahreszeitraum habe sich Petschel zufolge herausgestellt, dass die laufenden
Kosten in allen Bereichen seit Beginn des letzten Kalkulationszeitraums zum Teil
sehr deutlich gestiegen sind, auf der anderen Seite hat sich die
Einnahmesituation – etwa durch die Verwertung von Altpapier und Elektroschrott –
deutlich verschlechtert. Zudem habe der Landkreis in den letzten Jahren die
Abfallgebühren mit der Einrechnung von Überschüssen aus Vorjahren stabil halten
oder sogar senken können. Diese Überschüsse seien auf nahezu Null abgeschmolzen,
so dass diese Summe – zuletzt rund 1,9 Millionen Euro im Jahr 2019 – künftig
nicht mehr zur Verfügung steht. Petschel kam zur Erkenntnis, dass die Kosten der
Abfallwirtschaft von etwa 9,7 Millionen Euro im Jahr 2019 künftig im Mittel um
rund 3,8 Millionen Euro pro Jahr steigen würden (+ 39 Prozent).
Unabänderliche Mehraufwendungen
Die
Mehraufwendungen teilen sich wie folgt auf:
- 1,753 Millionen Euro Entfall der
Gebührenüberschüsse
- 821.000 Euro Mehrkosten für Leistungen der
Abfalllogistik und erhöhte Kosten für die Verbrennung
- 218.000 Euro für
notwendige Ersatzinvestitionen, kalkulatorische Kosten für den neuen
Deponieabschnitt der Deponieklasse-II-Deponie und Zuführungen zur Rückstellung
der Deponien-Nachsorge
- 187.000 Euro für die Betriebssachkosten
- 192.000
Euro für die Personalkosten unter Berücksichtigung der tariflichen Steigerungen.
Darüber hinaus rechnen die Experten mit deutlich niedrigeren Erlösen aus der
Verwertung von Altpapier (nur die Hälfte des Preises im Jahr 2019),
Elektroschrott und Altschrott. Auch entfallen die Elektroschrotterlöse von
Oktober 2020 an. Dies schlägt mit weiteren 600.000 Euro zubuche.
Um die
Kosten des künftig rund 13,46 Millionen Euro umfassenden Müllhaushalts zu
decken, bedeute dies deutlich steigende Gebühren. Die Erhöhungen fallen in den
jeweiligen Gebührenbereichen aber nicht durchgehend an, es wird weiter
differenziert. Beispiel: Für die privaten Haushalte kostet ein 60-Liter-Behälter
(mit Bioabfall) pro Monat statt 14 Euro künftig 16,60 Euro, Eigenkompostierer
zahlen für das gleiche Gefäß statt 13 Euro künftig 15,10 Euro pro Monat. Bei der 120-Liter-Tonne sind es (mit Bioabfall) künftig 23,50 Euro, für
Eigenkompostierer 21,80 Euro. Die Gebühren für
Selbstanlieferer auf den Deponien und in der Müllumladestation steigen
ebenfalls. Alle zu erwartenden Müllgebühren können in der folgenden Datei
eingesehen werden:
Zahlreiche Fragen
kennzeichneten die Diskussion im Gremium, auch nahmen die Vertreter des Büros
Econum einige Arbeitsaufträge für die nächste Sitzung mit. Ruth Heim, Leiterin
der kommunalen Abfallwirtschaft am Landratsamt, wies mehrfach darauf hin, dass
die letzte Müllgebührenkalkulation schon lange zurück liege und sich in der
Zwischenzeit viele Kosten deutlich erhöht hätten – etwa der Mülltransport. Zudem
sei mit massiven Erhöhungen für die Entsorgung des Restabfalls zu rechnen, sagte
sie und erklärte, dass diese Gebühren in der Vergangenheit nicht kostendeckend
gewesen seien. „Die Preise für die Verbrennung steigen“, stellte sie fest und
Jens Petschel kommentierte, dass der Landkreis selbst mit diesen Preisen noch
glücklich sein könne im Vergleich mit anderen Gebietskörperschaften. Durch die
Bereitstellung neuer Deponieflächen und die damit einhergehenden höheren Kosten
– unter anderem für die Deponienachsorge – müssten laut Heim auch die Kosten für
die Selbstanlieferungen deutlich steigen. Schon jetzt kämen Anlieferer mit Müll
aus anderen Bundesländern, allerdings nehme man nur Anlieferungen aus dem
Landkreis an.
Freimengen bleiben bestehen!
„Die Freimengen bleiben unverändert“, sagte Landrat Jens
Marco Scherf am Ende der Sitzung und Ruth Heim zeigte anhand zweier
Balkendiagramme, dass selbst die steigenden Gebühren immer noch niedriger sind
als im Jahr 2009 und den Jahren davor:
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