Liebe Bürgerinnen und Bürger,
die Wirtschaftskammern sind ein wichtiger Kooperationspartner in Sachen Kreisentwicklung. Deshalb habe ich mich gefreut, dass im Rahmen der Sitzung des neugewählten Miltenberger Gremiums der IHK Aschaffenburg ein Austausch zu den Herausforderungen der Kreisentwicklung möglich war. Kern der Kreisentwicklung ist es, die optimalen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Menschen gerne im Landkreis leben und arbeiten. Und strategisch gesehen ist es wichtig, beim Anpacken zentraler Themen wie demographischer Wandel, Natur- und Klimaschutz, Energiewende oder die Digitalisierung, maximal bis zum eigenen Tellerrand (respektive Landkreisgrenze) zu schauen und den eigenen Kirchturm für den Nabel der Welt zu halten. Deshalb lege ich großen Wert auf die Kooperation auch in Sachen Kreisentwicklung, und das sogar über Ländergrenzen hinweg! Nicht umsonst gehörte unser Raum zur ältesten Republik auf deutschem Boden, der Mainzer Republik, bzw. ist Teil einer der stärksten Wirtschaftsregionen Europas, der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main, auch offiziell anerkannt als dritte Metropolregion Bayerns!
Der Schlüssel für die Bewältigung der vielfältigen Zukunftsaufgaben ist die Kooperation von Gebietskörperschaften, Verbänden und der Wirtschaft:
Im großen Sitzungssaal des Landratsamts, den der Landkreis dem IHK-Gremium zur Verfügung gestellt hatte, ging ich auf die kooperativen Ansätze bei der strategischen Ausrichtung der Landkreisentwicklung ein.
Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main: Strategische Kooperation
Als besonders wichtig erachtete ich die Zugehörigkeit unserer Region Bayerischer Untermain (neben dem Landkreis Miltenberg auch Stadt und Landkreis Aschaffenburg) zur Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main. Die erreichte enge Kooperation Ende des vergangenen Jahrzehnts ist eine Folge der sehr guten Zusammenarbeit der IHK und der Gebietskörperschaften. Die Metropolregion ist unsere Zukunft, und deshalb bin ich sehr zufrieden, dass mit dem Strategieforum im Jahr 2018 erstmalig eine wichtige Austauschplattform geschaffen wurde. Alle relevanten Akteure sind hier vertreten, die vier Staatskanzleien, vier Industrie- und Handelskammern, vier Handwerkskammern und vier kommunale Gebietskörperschaften aus den vier beteiligten Bundesländern, neben Bayern und Hessen auch Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Hier werden Themen und Projekte identifiziert und hier finden wir Lösungen. Beim Thema Mobilität entstanden hier die Impulse für das digitale Ticket für Fahrten aus dem bayerischen Raum in den RMV über die RMV-App oder die Gründung der bayerischen Nahverkehrsgesellschaft AMINA. Denn nur mit der Aschaffenburg-Miltenberg-Nahverkehrsgesellschaft haben wir einen Kooperationspartner für den RMV und somit die Möglichkeit, das Projekt des länderübergreifend gültigen Jobtickets voranzutreiben. Auch komplexe Aufgabenstellungen wie einen länderübergreifenden Handwerkerparkausweis können wir so anpacken.
Mobilität, Planungsbeschleunigung, Digitalisierung, Start-up Region
Als weitere Schwerpunkte identifizierten wir im Strategieforum das Handlungsfeld Planungsbeschleunigung, in dem es unter anderem um Mobilitätsfragen wie den dauerhaften ICE-Halt Aschaffenburg sowie den Ausbau der ICE-Strecke von Frankfurt über Aschaffenburg nach Würzburg und den Ausbau des Hauptbahnhofs Frankfurt gehe. Alle Verkehre müssen grundsätzlich besser und klimaentlastend funktionieren. Dafür werden wir nun ein länderübergreifendes Mobilitätskonzept für die Region erstellen. Wir wollen zudem die erste digitale Region in Deutschland werden, auch sei geplant, die Metropolregion zu einer Start-Up-Region zu entwickeln. Man will damit ein Signal an die Jugend und ambitionierte junge Menschen senden: Kommt hierher, wenn ihr etwas entwickeln wollt. Dazu sei es notwendig, das Bild Frankfurts als Bankenmetropole zu relativieren hinsichtlich der gerade im Landkreis Miltenberg typischen Prägung durch Industrie und mittelständische Unternehmen. Wir müssen auch die Karte der Innovation spielen und auf die kurzen Wege zwischen Hochschule und Wirtschaft verweisen, denn junge Leute müssten nicht nach Berlin gehen, um kreativ und innovativ zu sein. Hier in industriell und mittelständisch geprägten Regionen wie dem Landkreis Miltenberg haben Gründer die Chance, tolle Ideen zu entwickeln und direkt in Unternehmen zu übertragen. Das transportiert auch unsere Kampagne www.wo-wenn-nicht-hier.com, die junge Menschen und Fachkräfte in die Region (zurück-)bringen sowie halten soll. Es ist geplant, diese Kampagne zu einer Unternehmensplattform auszubauen, auch die Lücken zu den Schulen wollen wir nach der Pandemie ebenfalls schließen.
Enge Kooperation am Bayerischen Untermain: Veränderung gestalten
Ganz im Sinne der Region arbeite die Initiative Bayerischer Untermain, die sich beispielsweise mit der Fachkräfteallianz um das Anwerben dringend benötigter Fachkräfte kümmert. Wichtiges neues Projekt wird auf Regionsebene sein, die Orts- und Stadtzentren zu stärken. Diese von der IHK ausgegangene und von der Initiative Bayerischer Untermain aufgenommene Idee ziele darauf, die Ortskerne als Ort der Begegnung, des Lebens und des stationären Einzelhandels zu erhalten. In die Zukunft gerichtet sei die Arbeit der Energieagentur Bayerischer Untermain, verwies der Landrat auf die aktuelle Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts. Wir müssen alle Potentiale nutzen: Wir müssen die Potentiale der Photovoltaik auf den Dächern noch stärker nutzen, wir brauchen PV-Freiflächenanlagen nach einem Kriterienkatalog und eine stärkere Nutzung der Windkraft neben weiteren Energieträgern wie Wasserkraft, wir müssen offen sein für die Nutzung aller sinnvollen Technologien. Dabei muss man aber realistisch bleiben: Als industriell geprägte Region werden wir es nicht schaffen, den gesamten Energiebedarf regional zu decken. Und dennoch gilt es, soviel regenerative Energien wie möglich vor Ort zu erzeugen. Auch den Wasserstoff gerade als Transporteur für klimaneutral erzeugten Strom verfolgen wir gemeinsam mit Unternehmen der Region weiter.
Für den Transformationsprozess habe man in der Zentec die Netzwerke für Unternehmen unter anderem um das Netzwerk „alternative Antriebe und Energieerzeugung“ weiterentwickelt. Dynamik gewinne auch die Kooperation des Gründungszentrums in der Zentec, des digitalen Gründerzentrums in Aschaffenburg und der Technischen Hochschule in Aschaffenburg.
Kreisentwicklung: Bildung, Mobilität, Klimaschutz
Bildung ist einer der Schwerpunkte der Kreisentwicklung. Die berufliche Bildung spiele hierbei eine große Rolle, verwies Scherf auf die geplante Generalsanierung der Berufsschule im Schulbauprogramm 3: 100 Millionen Euro plus x wird man hierfür wohl investieren müssen, die Raumplanungsunterlagen wurden im Januar bei der Regierung von Unterfranken eingereicht worden. Klimaschutz inklusive Energiewende sind ebenso wie eine gute Mobilität (Radwegekonzept, Taktverdichtung sowie Ausbau des Busangebots und Elektrifizierung der Maintalbahn) weitere Schwerpunkte. Gerade beim Thema Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene arbeitet die IHK engagiert mit. In Kooperation mit dem Freistaat Bayern läuft derzeit die Erstellung eines Güterverkehrskonzepts zur Ermittlung der Potentiale zur Verlagerung von Güterverkehr im Landkreis auf die Schiene bzw. auf die Wasserstraße.
Kreisentwicklung: Natur- und Artenschutz, Gesundheitsversorgung, Partizipation
Ebenso seien der Natur- und Artenschutz wie auch die Gesundheitsversorgung wichtige Säulen der Attraktivität des Landkreises zur Bewältigung der demographischen Herausforderung. Im Kern geht es darum, dass wir Rahmenbedingungen schaffen, damit die Menschen nicht nur gern im Landkreis Miltenberg arbeiten, sondern hier auch gerne leben, das ist eine gute „Arbeitsteilung“ zwischen Wirtschaft und Kreispolitik. Um aber junge Menschen langfristig zu binden bzw. eine Rückkehr nach Ausbildung und Studium wahrscheinlicher zu machen, gehört auch die Attraktivität für junge Menschen dazu. Gerade mit dem Projekt Zukunft, mit dem man auf Gemeindeebene Kinder und Jugendliche aktiv einbindet, schafft man hier diese Wurzeln und Verankerung, die Grundlage dafür ist, dass viele unserer Kinder und Jugendlichen später mal mit ihren Familien gerne wieder im Landkreis Miltenberg leben.
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