Donnerstag, 17. Juni 2021

Artenschutz zum Genießen: MainLandBrot kommt im September auf den Markt


Liebe Bürgerinnen und Bürger,

im Jahr 2019 habe ich zum ersten Mal Kreistagsmitglieder, Vertreter*innen aus der Landwirtschaft und von den Naturschutzverbänden zu einem Runden Tisch eingeladen. Hintergrund waren in Bayern teilweise kontroverse Diskussionen rund um das Volksbegehren zum Artenschutz, weshalb es mir wichtig war, das Gespräch miteinander zu fördern. Dies ist uns gemeinsam gelungen und es werden sogar gemeinsame Projekte entwickelt, von denen nun das MainLandBrot im September 2021 „das Licht der Öffentlichkeit“ erblicken wird!


Hier der Bericht der jüngsten Sitzung des Runden Tischs Artenvielfalt

Das MainLandBrot sollte eigentlich bereits im Jahr 2020 präsentiert werden, aber dann kam die Corona-Pandemie. Nun soll das Brot, das nach Kriterien des Artenschutzgesetzes mit Zutaten ausschließlich aus der heimischen Landwirtschaft von Bäckermeister und Brotsommelier Volker Mayer entwickelt wurde, im Spätsommer 2021 an den Markt gehen. Dies hat Matthias Ullmer, Leiter einer Arbeitsgruppe des Runden Tischs Artenvielfalt, am Mittwochabend in der Sitzung des Gremiums bekannt gegeben.

Eine Arbeitsgruppe hatte aus dem Runden Tisch heraus die Idee geboren, gemeinsam ein Landkreisbrot nach den Vorgaben des Artenschutzes zu schaffen. „Ziel dieses Projektes ist es zu zeigen, dass im Landkreis Miltenberg unsere Landwirtschaft und das heimische Handwerk Produkte unter besonderer Rücksicht auf den Artenschutz produzieren. Artenschutz geht nur gemeinsam und letztlich auch mit der Bevölkerung, die diese besonderen Produkte dann auch annehmen und mit Genuss konsumieren muss“, erklärt Landrat Jens Marco Scherf das Ziel des Landkreisbrotes MainLandBrot. Die besonderen Kriterien für die Zutaten des Brotes wurden von der Arbeitsgruppe gemeinsam erarbeitet. An Bäckermeister Mayer lag es dann, die gemeinsam entwickelten Vorgaben umzusetzen. So darf das Brot nur regionale Zutaten enthalten, die nicht oder so wenig wie möglich mit Pestiziden in Kontakt gekommen sind. So werden etwa spezielle Dinkel- und Roggensorten verwendet, die nicht so ertragsstark sind, aber weitestgehend aufgrund natürlicher Resistenz ohne Pflanzenschutz auskommen. Zusätzlich müssen die liefernden Landwirte Bemühungen um Biodiversität und Artenschutz nachweisen. Auf diese Weise entstand ein Brot, das konventionell arbeitende Landwirte, Öko-Landwirte, Handwerk, Natur- und Artenschutz zusammenbringt. Aufgrund der Regionalität ist es ein „Brot der kurzen Wege“ und verdeutlicht, dass der Artenschutz beim Getreideanbau beachtet wird: Denn die Felder, von denen die Zutaten für das MainLandBrot kommen, bieten mit Blühstreifen, Ackerrandstreifen oder ökologischen Vorrangflächen wertvollen Lebensraum und Blütenreichtum für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten.

Dass das Brot in wenigen Wochen an den Markt kommt, passt laut Matthias Ullmer perfekt in den Zeitplan: Das entsprechende Getreide wurde im Herbst 2020 gesät und ist in etwa sechs Wochen erntereif. Ullmer zufolge sind sechs Betriebe an Bord, die sich unter Einhaltung der gemeinsam entwickelten Kriterien an der Umsetzung der Idee beteiligen und beispielsweise auf fünf Prozent ihrer Anbaufläche Blühflächen anlegen. Die Betriebe haben die Möglichkeit, sich auf der in Entwicklung befindlichen Homepage vorzustellen. An ihren Flächen werden Schilder mit einem QR-Code aufgestellt, über die der Kunde/die Kundin mehr über den Betrieb und seine Wirtschaftsweise erfährt. Damit sichergestellt ist, dass im Brot genau das drin ist, was gefordert ist, müsse auch kontrolliert werden, so Ullmer. Als Partner hat die Arbeitsgruppe dazu den Bund Naturschutz ausgewählt, der laut Steffen Scharrer bereit ist, die Kontrollen zu übernehmen und eine Prüfkommission zu etablieren. „Die Kette vom Anbau bis zum Backen des Brots muss zu 100 Prozent den Kriterien entsprechen und nachvollziehbar sein“, so Ullmer. Lob kam für dieses Projekt von Bernhard Schwab, Leiter der Landwirtschaftsabteilung beim Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten: „Das Landkreisbrot ist ein gutes Beispiel für unser Ziel, Wertschöpfungsketten in der Region vom Feld bis zum Teller zu etablieren!“ Er informierte den Runden Tisch darüber, dass im Landkreis Miltenberg mittlerweile 21% der landwirtschaftlichen Fläche nach Kriterien des Ökolandbaus bewirtschaftet werden. Einig ist sich der Runde Tisch Artenvielfalt jedoch: „Wir brauchen alle Landwirte im Landkreis Miltenberg, egal ob sie konventionell oder bio anbauen“, betonte Steffen Scharrer den verbindenden Ansatz des Runden Tisches.

Bäckerinnung backt das Landkreisbrot

Das Rezept für das Brot sollen nun alle Betriebe der Bäcker-Innung bekommen, kündigte Ullmer an. Volker Mayer, der auch Obermeister der Innung ist, will das Brot und die Regularien in der nächsten, in Kürze stattfindenden Innungsversammlung vorstellen und um Mitstreiter werben.


Gemeinsam entwickelte Kriterien

Jochen Vollhardt (Ottenmühle) stellte dem Runden Tisch die Richtlinien des regionalen Vertragsanbaus vor, die die beteiligten Landwirte einhalten müssen. Darin wird unter anderem geregelt, dass sie auf den Feldern keinen Klärschlamm ausbringen dürfen, dass Getreide und Mehl regelmäßig auf Schadstoffe untersucht wird, dass für alle Schritte eine lückenlose Dokumentation erstellt wird. Die Kriterien für die Lagerung des Getreides sind aufgeführt, auch der Transport wird reglementiert. Ebenso werden artenreiche und insektenfreundliche Blühstreifen mit regionalem Saatgut für die Artenvielfalt angelegt. All diese Kriterien sollen dafür sorgen, dass der Verbraucher sicher sein kann, ein Regionalbrot zu kaufen, das den Kriterien des Artenschutzes entspricht.

Die Homepage sei im Aufbau und werde in Kürze mit Inhalten gefüllt, ließ Steffen Scharrer das Gremium abschließend wissen. In den nächsten Wochen gebe es aber noch viel Arbeit zu erledigen, damit das Brot spätestens im September 2021 vorgestellt werden und in den Verkauf gehen kann.


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