Liebe Bürgerinnen und Bürger,
traditionell hält der Landrat in der Dezember-Sitzung des Kreistags einen kleinen Jahresrückblick. Die Ansprache vom 19.12. lautete wie folgt:
Liebe Mitglieder des Kreistags und der Verwaltung,
meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich setze gerne die Tradition fort, am Ende der Dezember-Sitzung einige abschließende und das Jahr würdigende Worte zu sprechen.
Die nächsten Tage, besonders die „zwischen den Jahren“ geben uns hoffentlich die Gelegenheit zurückzublicken: Was hat uns das Jahr gegeben, im beruflichen wie im privaten, welche schönen Momente konnten wir erleben, welche traurigen Momente galt es zu bewältigen, welche Herausforderungen mussten wir bestehen.
Sicher hatten auch einige von Ihnen gehofft, dass wir nach zwei schweren, von der Pandemie geprägten Jahren wieder ein „normales“ Jahr erleben können – aber was ist schon „normal“.
„Normal“ ist zumindest, dass wir wieder im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes tagen. So wie im Dezember 2020 und im Dezember 2021 war ich auch in diesem Dezember wieder in der Untermainhalle aktiv, aber eben nicht im Rahmen einer Kreistagssitzung, sondern unter Kindern und Jugendlichen, die dem Sport nachgehen.
Gut, dass wir diese „Normalität“ wieder erleben können.
„Normal“ war dieses Jahr aber gewiss nicht, und die vielen Herausforderungen wurden überlagert von dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine seit Februar.
Während die Menschen in der Ukraine um die Existenz ihres Staates und ihr persönliches Überleben bangen und kämpfen, haben wir im Landkreis Miltenberg versucht Hilfe in der Not zu leisten und leisten diese weiter.
Schon am Nachmittag des ersten Kriegstags haben wir im Landratsamt einen Krisenstab zusammengestellt und uns auf die Aufnahme und Versorgung einer großen Anzahl Zuflucht suchender Menschen eingestellt.
Unsere, meine Hoffnung an diesem Tag:
Wir können uns auf die Gemeinden und unsere Bevölkerung verlassen. In der Not stehen wir zusammen, jede und jeder von uns packt mit an!
Ohne den selbstlosen Einsatz so vieler Menschen im Landkreis wäre es uns nicht gelungen, über 1.500 Menschen aus der Ukraine, darunter so viele Kinder, nicht nur aufzunehmen, sondern Ihnen bei uns ein Gefühl des Willkommens und Geborgenheit zu geben.
Ich danke Ihnen allen, für ihre Solidarität und Mitmenschlichkeit, um den Menschen Schutz und Geborgenheit zu geben, sei es bei der Aufnahme und Eingliederung der Geflüchteten.
Ich danke auch für die Unterstützung im Rahmen der Notaufnahmen in Großheubach und Collenberg sowie in der Rückfallebene auch Stadtprozelten, Kirchzell und Obernburg. Dank geht auch an die Stadt Klingenberg mit der Vermietung der Alten Schule Röllfeld als potentielle Notaufnahme.
Während im zweiten Halbjahr die Fluchtbewegung aus der Ukraine nachgelassen hat, sorgt die desolate Situation in Afghanistan und Syrien sowie in Teilen Afrikas dafür, dass die Zahl der ankommenden Geflüchteten den Umfang der Jahre 2015 und 2016 erreicht.
Ich danke allen, die aktuell helfen bei der Unterbringung und Versorgung, mit dem Anbieten von Unterkünften, in unseren Kindertagesstätten, Schulen und Hilfskreisen.
Ich habe aber auch, gemeinsam mit meinen Bayerischen Kollegen sowohl über die Brüsseler Erklärung als auch individuell im Gespräch mit den Verantwortlichen in Berlin verdeutlicht, dass unsere Ressourcen endlich sind.
Dankbar bin ich auch für die vielfältigen Hilfsaktionen, teils über unseren polnischen Partnerlandkreis Legionowo, für die Menschen in der Ukraine. Erst am Mittwoch vergangener Woche hat wieder ein Hilfskonvoi den Landkreis Richtung Ukraine verlassen. Danke an unseren Kreistagskollegen Boris Großkinky, der hier einen enormen persönlichen Einsatz zeigt und Klaus-Peter Albert bei seinem selbstlosen Engagement in der Ukraine gemeinsam mit vielen Menschen aus dem Landkreis Miltenberg unterstützt.
Mein Dank geht ebenso an den Einsatz für Einsatz für Menschen in Not in unserer Mitte, sei es in unseren Martinsläden und sozialen Anlaufstellen wie unseren Sozialcafes. Mit dem Versand der Weihnachtskarten unterstützen wir in diesem Jahr diese so wichtigen Einrichtungen in der Mitte unseres Landkreises.
Dieses Engagement steht beispielhaft für das vielfältige Engagement der Menschen in unserem Landkreis Miltenberg, welches in Vereinen, Verbänden und Initiativen durch unsere Menschen geleistet wird.
Die Bewältigung des schneebedingten Black-Out am 8./9. April diesen Jahres wäre ohne dieses Engagement ebenso wenig möglich wie die umfassende Blackout-Vorsorge.
Als Landkreis und Kreistag ist es uns im vergangenen Jahr gelungen, wichtige Projekte für den Landkreis Miltenberg voranzubringen:
- Im Sommer fand bereits zum dritten Mal durch die Gesundheitsregion plus die Summer School statt zur Anwerbung junger Hausärzt:innen und anderthalb kinderärztliche Sitze wurden zusätzlich besetzt. Gesundheitsminister Holetschek lobt zum Jahresende das Engagement von seit 2015 nun 60 Gesundheitsregionen in Bayern
– wir sind seit Anfang an dabei und werden wohl im kommenden Jahr unser Pflegenetz zur Pflegekonferenz erweitern. Pflege wird ein wichtiges Thema bleiben.
- Im Herbst ging zum Beispiel der Pflegestützpunkt in der Beratungsstelle für pflegende Angehörige an den Start – wir bieten den Menschen über die BSA Beratung aus einer Hand im Landkreis Miltenberg – Danke an den Bezirk & Erwin Dotzel!
- Gleichzeitig fand bereits zum zehnten Mal das Projekt Zukunft in einer der Gemeinden des Landkreises statt – so beteiligen wir Kinder und Jugendliche an der Entwicklung ihrer Heimat!
- Bezüglich der Generationengerechtigkeit ist der Klimaschutz und die Energiewende die wichtigste Aufgabe des Landkreises Miltenberg.
Für die Klimaneutralstellung ist der Landkreis in 2022 eine wichtige Etappe mit der ersten Klimabilanzierung gegangen – denn nur wenn wir unsere CO2-Bilanz kennen, können wir bei der Neutralstellung vorankommen.
In der Praxis gehen wir bereits die wichtigsten Schritte:
- PV-Anlagen auf den Dächern unserer Liegenschaften
- Energetische Sanierung unserer Liegenschaften im Rahmen der Schulbauprogramme 2 & 3 – bundesweit werden 2/3 aller Emmissionen der Kommunen durch deren Liegenschaften verursacht – der Landkreis ist zuletzt mit den Generalsanierungen in Obernburg, Miltenberg und Erlenbach entscheidende Schritte gegangen.
- Wärmewende mit der Umstellung auf den nachhaltigen Energieträger Holz im Landratsamt und in den Schulzentren im Norden sowie dem Nahwärmenetz im Schulzentrum Mil-Nord
- Nach den Gebäuden kommen dann die Bereiche Beschaffung, Mobilität sowie der Weg zur Arbeit in die Betrachtung.
- Der schwere Weg der Mobilitätswende wurde ebenfalls angepackt:
- von der schrittweisen Umsetzung des Radwegekonzepts mit dem ersten landkreiseigenen Radwegebau über
- die Identifizierung der „Brücken-Projekte“ aus Remosi bis zum
- Anschluss Wildensteins an den ÖPNV über
- die Arbeitsgruppe des Landes zum Ausbau der Maintalbahn,
- dem Gutachten des Landkreis zum Güterverkehr bis hin
- zur Umsetzung der Maßnahmen auf der Madonnenlandbahn durch die Bahn – auf Grundlage eines Gutachtens der Landkreise Miltenberg und Neckar-Odenwald!
- Auch beim Ticketing kommen wir, wenn auch schwer voran: Nach dem Erfolg des „Auf-Achse-Ticket“ stehen nun das 365-€-Ticket für Schüler:innen & Azubis sowie das Deutschland-Ticket auf der Umsetzungs-Agenda – ebenso die digitalen Tickets & länderübergreigende Lösungen!
- Zur Energiewende in ihrer Gesamtheit hat der Kreistag mit seiner Erklärung positiv Stellung genommen.
- Die globale Verantwortung greift der Landkreis Miltenberg u.a. mit der Klimapartnerschaft mit dem Distrikt Njombe in Tansanie auf.
- Ebenso fanden wir Zeit für das so wichtige Jubiläum „100 Jahre Berufsschule Miltenberg-Obernburg“.
Wir haben gerade im Landkreis Miltenberg der beruflichen Bildung so viel zu verdanken! Berufliche Bildung braucht nicht nur in Worten, sondern auch in Taten spür- und sichtbarer Anerkennung und Wertschätzung erhält – für das klare Signal des umsetzenden Bauausschusses im Dezember bin ich dankbar.
Mit dem Schulbauprogramm 3 und neben den Sporthallen dem Projekt des Jahrzehnts, der Generalsanierung unserer Berufsschule am Standort Miltenberg, leistet der Landkreis Miltenberg seinen Beitrag für eine starke berufliche Bildung und für gute Rahmenbedingungen für den Sportunterricht unserer Kinder!
Gerade in einem Jahrzehnt voller Herausforderungen müssen wir Bewährtes auf den Prüfstand stellen hinsichtlich der notwendigen Anpassung auf sich verändernde Anforderungen;
Sei es die Strategie der Tourismusvermarktung, der regionalen Wirtschaftsförderung oder unserer Naturparke bis hin zum hausinternen Leitbild oder unseren Vergabekriterien – wir entwickeln uns weiter.
Für den Spessart ist es Ausdruck der Verantwortung für eine positive Weiterentwicklung unserer Gemeinden im Spessart, dass wir das Potential eines Biosphärenreservates eingehend prüfen – ergebnisoffen, aber zielorientiert – ich danke Ihnen für Ihre Beteiligung!
Die Notwendigkeit, Lösungen und Strukturen der Vergangenheit auf den Prüfstand zu stellen, gilt auch für unsere Sparkasse und ihre unerlässliche Funktion für Privat- und Gewerbekund:innen.
Dieses Jahrzehnt ist ein Jahrzehnt der Transformation – Veränderung sind in vielen Bereichen notwendig, sie werden aber nur gelingen, wenn wir diese aktiv gestalten. Dies wird unser aller Aufgabe im kommenden Jahr und im ganzen Jahrzehnt sein!
Es kommt auf jeden Menschen an, jede und jeder von uns zählt.
Lassen Sie mich deshalb Ihnen allen danken für Ihr Engagement und für Ihren Einsatz als Mitglied des Kreistags; ebenso danke ich meinen Stellvertretern: Bernd Schötterl, Günther Oettinger und Monika Wolf-Plessmann.
Jede und jeder zählt – das gilt auch für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Es war nun das dritte Jahr in Folge, welches uns in besonderer Weise gefordert hat. Es ist nicht mein Urteil, sondern das von Fachstudien zur Bewältigung der Pandemie:
„In der Pandemie ist es der Verwaltung gelungen arbeitsfähig zu bleiben. Das war jedoch häufig dem besonderen Einsatz der Menschen zu verdanken.“
Dies gilt nicht nur für den Pandemiebereich, sondern für den Blackout im April, für die Vorbereitung auf Erdgasmangellage und Blackout, für die Aufgabe der Flüchtlingsversorgung, für die Umsetzung von Rechtskreiswechsel der Geflüchteten oder Bürgergeld und ab dem 1.1.2023 Wohngeld, die Umsetzungsrichtlinien sind inzwischen da. Dies zeigt: die zusätzlichen und komplexer werdenden Anforderungen reißen nicht ab….
Ich danke meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür und für das Stopfen so vieler krankheitsbedingter „Löcher“ in diesem Jahr. Die Aufgaben werden nicht weniger, aber wir sind gemeinsam gut!
Lassen Sie uns alle miteinander deshalb das neue Jahr und seine gewiss nicht geringen Herausforderungen gemeinsam und zuversichtlich angehen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes und mit der Friedensbotschaft Hoffnung und Kraft gebendes Weihnachtsfest sowie ein gutes, ein gesundes neues Jahr Ihnen und Ihren Lieben mit vielen glücklichen Momenten!
Vielleicht sehen wir uns ja am 3. Januar beim Neujahrskonzert des Landkreises Miltenberg – auch die Kultur braucht uns und wir brauchen die Kultur.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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