Dienstag, 29. November 2022

100 Jahre Berufsschule Miltenberg-Obernburg: Berufliche Bildung braucht mehr Wertschätzung




Berufliche Bildung braucht mehr Wertschätzung

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

wann könnte ein besserer Zeitpunkt für mehr öffentliche Wahrnehmung der beruflichen Bildung sein als bei einem Triple-Jubiläum? Seit 100 Jahren gibt es berufliche Bildung im Landkreis Miltenberg und diese liefert das Fundament unseres Wohlstands!

100 Jahre Berufsschule Miltenberg, 75 Jahre Berufsschule Obernburg, 35 Jahre Berufsfachschule für kaufmännische Assistent:innen : Ein Triple-Jubiläum kann die Berufsschule unter dem Motto „Tradition – Innovation – Zukunft!“ feiern, auch wenn zwei der Jubiläen offiziell eigentlich bereits 2021 hätten begangen werden müssen. In der Stadthalle Obernburg wohnten am Samstag über 100 geladene Gäste der Jubiläumsfeier bei, sie alle erhielten eine 100-seitige Festschrift, die anlässlich der Jubiläen veröffentlicht wurde. Anschließend fand ein Tag der offenen Türe an beiden Schulstandorten in Obernburg und Miltenberg statt.


Schulleiter Alexander Eckert bezeichnete es als „großes Zeichen der Wertschätzung für unsere Schule, dass so viele Gäste gekommen sind.“ Ihm war auch die Freude anzumerken, dass der Landkreis nun die Generalsanierung der Berufsschule beschlossen hat.

r Staatssekretärin Anna Stolz ist die Berufsschule „die Kaderschmiede des Mittelstandes“, in der die Zukunft des Landes gesichert werde. Wie effektive der deutsche Bildungsweg ist, zeige sich daran, dass viele Länder Deutschland darum beneiden. Ein großer Vorteil dieses Bildungssystems sei, dass die Ausbildung gemäß des Bedarfs der Betriebe erfolge, stellte sie fest und dankte der Wirtschaft, dass sie auch Ausbildungsstellen schafft. Dennoch: Trotz aller Anstrengungen fehlen hierzulande 250.000 Fachkräfte, stellte Stolz fest. Für die Staatssekretärin ist der Berufsabschluss „das Einlassticket für den Beruf, eine erfolgreiche Karriere und Grundlage für dauerhaften Erfolg.“ Viel Applaus erntete sie für ihre Bemerkungen, dass „wir nicht nur Akademiker brauchen, sondern auch Praktiker“ und dass „berufliche und akademische Bildung gleichwertig sind.“

Der Landkreis Miltenberg als Sachaufwandsträger

„Wir müssen für eine größere Wertschätzung der beruflichen Bildung kämpfen“, so meine Forderung im Rahmen meines Grußworts für den Landkreis Miltenberg als Sachaufwandsträger, denn unser Wohlstand basiert entscheidend auf der beruflichen Bildung. Dass die berufliche Bildung im Landkreis derart wichtig ist, sehen wir an der bayernweit höchste Quote beruflich qualifizierter Fachkräfte unter den knapp 45.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis Miltenberg.


Auch in den vergangenen Jahren hat der Landkreis mit Ausgaben von mehreren Millionen Euro deutlich gemacht, wie wichtig ihm die berufliche Bildung ist: IT-Stützpunkt in Obernburg, Kompetenzzentrum Körperpflege in Miltenberg, Mensa und Lehrwerkstätten in Obernburg, Ausstattung digitaler Fachräume und vieles mehr, doch jetzt ist es endlich Zeit für die umfassende Generalsanierung in Miltenberg!


Mit dem Beschluss des Kreistags für Generalsanierung und Neubau der Berufsschule wird der Landkreis einen weiteren Meilenstein für die berufliche Bildung setzen. „Ja, das ist ambitioniert, aber wir besitzen die notwendige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“, kann ich auf Grundlage der Mittelfristplanung des Kreistags sagen und wie Alexander Eckert an den Kreistag appellieren, wir weiter Verantwortung und Mut zu zeigen für die notwendigen Weichenstellungen für die Generalsanierung. Jetzt gilt es, den Worten Taten folgen zu lassen, egal ob es um die Generalsanierung oder eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung der beruflichen Bildung geht: „Wir alle müssen die Chancen und Perspektiven der beruflichen Bildung erkennen!“


„Wir sind froh, dass wir diese Schulen schon so lange haben“, freute sich Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, „denn hier werden die Weichen für die Zukunft gestellt.“ Bildung sei heute der wichtigste Rohstoff, stellte er fest und sah in den Berufsschulen „den Schlüssel für die Zukunft.“

Dr. Heike Wenzel, Präsidentin der IHK Aschaffenburg, dankte dem Landkreis für seine Engagement für die Ausbildung so vieler junger Menschen. Es gelte, den Nachwuchs optimal auf die Zukunft vorzubereiten, sagte sie und bescheinigte der Schule, auch während der Corona-Pandemie sehr gute Arbeit geleistet und alle Prüfungen abgenommen zu haben. Schade sei nur, dass nicht mehr alle IT-Beruf in Miltenberg und Obernburg angeboten werden könnten. Das sei der zunehmenden Spezialisierung nach dem ersten Ausbildungsjahr geschuldet, erklärte sie. Die Folge seien kleinere Klassen, die dann leider in Würzburg, Nürnberg oder Ingolstadt beschult werden müssten.

Der Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, Michael Bissert, nannte die Berufsschule „ein Erfolgsmodell.“ Hier bildeten Theorie und Praxis eine Einheit, lobte er und stellte fest: „Wer hier eine Ausbildung absolviert, der kann etwas.“ Damit die berufliche Bildung gesichert wird, brauche es gesellschaftliche und politische Wertschätzung, forderte er alle auf, sich dafür zu engagieren. „Wir alle brauchen täglich Handwerker“, sagte er unter dem Kopfnicken der Gäste. Einen Wermutstropfen vergoss Bissert aber auch: „Es gibt einen Mangel an Lehrkräften“, bedauerte er. Es gelte, mehr Lehrkräfte auszubilden, stellte er fest, „auch hier hilft mehr Wertschätzung.“

In seinem Festvortrag zeigte der designierte Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, Philipp Ehni, dass man mit einer beruflichen Ausbildung Karriere machen kann. Ehni lernte im Landkreis den Beruf des Bankkaufmanns – übrigens unter dem damaligen Lehrer Alexander Eckert – und machte innerhalb der Sparkasse Karriere. „Uns gefällt die Praxisorientierung“, stellte er aus Sicht der Sparkasse fest, Theorie und Praxis lägen im richtigen Verhältnis. Sein Unternehmen tausche sich konstruktiv mit dem Lehrpersonal aus, sagte er und verwies auf einen Lehrer, der sogar ein Praktikum bei der Sparkasse absolviert habe, um Informationen aus erster Hand zu bekommen. „Die Gesellschaft kann nicht auf die Berufsschule verzichten“, steht für Ehni fest. „Die Berufsschule hat mir eine ausgezeichnete Grundlage gegeben“, blickte er zurück. Nicht vergessen dürfe man auch, dass man mit einer beruflichen Ausbildung die jungen Menschen in der Region halten könne, schloss Ehni und stellte fest: „Ich würde diesen Weg jederzeit wieder so gehen.“

Dass die über zweistündige Veranstaltung kurzweilig war, war auch mehreren Beiträgen der Schule geschuldet: So spielte die Projektband „Unisono“ (Thomas Endres, Andy Umscheid, Josef Weiß, Konstantin Kapperer, Lena Ziegmann, Christian Steigerwald) mehrere Lieder. Beeindruckend war eine Vorführung von Lehrer Christoph Unger, der im IT-Kompetenzzentrum der Berufsschule unterrichtet. Unterstützt von zwei Schülern, zeigte er die humanoiden Roboter Pepper, Nao1 und Nao2, die nach Programmierung fast menschliche Züge zeigten und mit den Gästen kommunizieren konnten. Für Staatssekretärin Anna Stolz war das nicht neu: Sie hatte sich bereits im Frühjahr vor Ort in der Berufsschule informiert und ein kreatives Projekt zur kreativen Bewältigung der Pandemie ausgezeichnet.

Gekonnt moderierten Barbara Kotschenreuther und Igor Kos die Jubiläumsfeier und letzterer war es auch, der mit den als Hasen verkleideten Uwe Ludorf und Vanessa Präg den stimmungsvollen Abschluss zelebrierte: Als Sänger Freddie Mercury kostümiert, bot er ein Medley mehrerer Lieder der Band Queen und wurde dafür mit großem Applaus honoriert. Ein Imagefilm der Berufsschule zeigte allen Gästen, wie vielfältig die Ausbildung in Miltenberg und Obernburg ist.

Nach dem Stehempfang der Gäste boten zwei zeitgleich in Miltenberg und Obernburg stattfindende Tage der offenen Tür den Besucherinnen und Besuchern Gelegenheit, sich über die dort geleistete Ausbildung zu informieren.


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