Montag, 16. Januar 2023

Mobilität im Landkreis Miltenberg: Deutlich mehr LKW können von der Straße auf die Schiene verlagert werden







Liebe Bürgerinnen und Bürger,

warum veranlasst der Landkreis Miltenberg eine Machbarkeitsstudie zum Thema Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene?

 

Grund 1: Ohne klimaschonendere Mobilität erreichen wir unsere Ziele in Klimaschutz und Energiewende nicht!


Grund 2: Zahlreiche Unternehmen im Landkreis Miltenberg setzen bereits jetzt auf die Schiene und wollen gemeinsam mit anderen Unternehmen mehr Güter auf die Schiene verlagern.


Grund 3: Mehr Güterverkehr auf der Schiene braucht eine bessere Infrastruktur. Spätestens seit der Taktverdichtung im Personenverkehr im Dezember 2019 sind die eingleisigen Strecken zwischen Aschaffenburg nach Miltenberg / Amorbach / Wertheim stark ausgelastet.


Was mit zur Studie gehört: Die Einbeziehung der interessierten Bevölkerung mit einer dreistündigen Ideenschmiede. „Anstrengend, aber kreativ und sehr informativ“ – dieses zufriedene Fazit hat unser Kreisbaumeister Andreas Wosnik am Ende der Ideenschmiede im Industriecenter Obernburg (ICO) zur erfolgten Beteiligung gezogen. Hier tauschten sich Vertreter:innen von Landratsamt, Kommunen, Unternehmen, Verbänden und interessierte Bürger:innen aus.



Zusammengefasst: Dank mehrerer interessierter Unternehmen gibt es erhebliches Potenzial für mehr Güterverkehr auf der Schiene. Ohne dieses Engagement hätten wir diese Studie nicht beauftragt. Ich halte dies für en ganz starkes Signal für den Industrielandkreis Miltenberg und seine engagierten Unternehmen. Entscheidend ist die vom Freistaat Bayern in Planung befindliche Elektrifizierung und der Ausbau der Maintalbahn. Diese ermöglicht den traktionsfreien Verkehr und ist angesichts der Auslastung auf der Strecke für Personen- und Güterverkehr die wirtschaftlich beste Variante. Diese wird derzeit im Rahmen des Ausbaus der Maintalbahn geplant.

 

Nicht nur Unternehmen, sondern auch Bevölkerung beteiligt

Als Landkreis Miltenberg wollten wir nicht nur die Unternehmen beteiligen, sondern auch auf das Wissen in der Bevölkerung zurückgreifen. Deshalb fand Mitte Januar eine mehrstündige Ideenschmiede statt. Danach muss ich klar sagen: Ich danke für die zahlreichen Ideen und das große Engagement – alles fließt in die weitere Arbeit ein.

 

„Anstrengend, aber kreativ und sehr informativ“ – dieses zufriedene Fazit hat auch unser Kreisbaumeister Andreas Wosnik am Ende der Ideenschmiede „Mehr Güterverkehr auf die Schiene“ im Industriecenter Obernburg (ICO) gezogen. Hier tauschten sich Vertreter von Landratsamt, Kommunen, Unternehmen, Verbänden und am Thema interessierte Bürgerinnen und Bürger aus. Am Ende war man sich einig: Man sollte das Potenzial des Schienengüterverkehrs heben, dabei aber auch Straße, Wasser sowie Rad- und Fußverkehr nicht vergessen und miteinander verknüpfen.


Machbarkeitsstudie von railistics

 

Als Basis der Diskussion diente eine Machbarkeitsstudie der im Schienenverkehr international renommierten Beraterfirma railistics zum Potenzial des Schienengüterverkehrs im Landkreis Miltenberg mit der Auflistung infrastruktureller, betrieblicher und organisatorischer Maßnahmen, wie mehr Schienengüterverkehr möglich wäre. Die Studie war bereits in den Landkreisgremien vorgestellt worden, auch ist sie auf der Internetseite des Landkreises (www.landkreis-miltenberg.de/Wirtschaft,Bauen-Verkehr/Verkehr/MehrGueteraufdieSchiene.aspx ) einzusehen. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es im Landkreis Miltenberg mehrere interessierte Unternehmen gibt und es erhebliches Potenzial für mehr Güterverkehr auf der Schiene gibt. „Ohne dieses Interesse von Firmen wären wir nie auf die Idee gekommen, diese Studie in Auftrag zu geben“, erklärte Landrat Jens Marco Scherf, der die Bemühungen als „ganz starkes Signal“ für den Industrielandkreis Miltenberg bezeichnete.


In Zahlen ausgedrückt, könnte eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene mittelfristig 20.000 Lkw-Fahrten und 386 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, so Thomas Kocholl (railistics). Dafür wären allerdings infrastrukturelle Maßnahmen notwendig, verwies er auf den Ausbau der Gleisinfrastruktur in Form von Puffer-, Service- und Kreuzungsgleisen. Die würden sicherstellen, dass lange Züge zusammengestellt und vorübergehend abgestellt werden können, bevor sie auf die Reise gehen. Es brauche zudem Verladeanlagen, in denen Güter auf Waggons verladen werden. Da die Anlage im Bahnhof Miltenberg ausgelastet sei, könne er sich eine neue Anlage nahe der Kleinheubacher Josera direkt neben der Bahnlinie vorstellen.

Potential für Güterumschlag am ICO der Fa. Mainsite

Als „relativ schnell realisierbar“ sieht das Gutachten von railistics die Errichtung einer solchen Anlage auf dem Gelände des ICO, auch der Bau eines dritten Gleises in Kleinheubach sei kurz- bis mittelfristig möglich. 

Ein Güterumschlagplatz am ICO sei im Masterplan des ICO bereits vorgesehen, ergänzte Andreas Schneider, Leiter der ICO-Standortentwicklung. So soll unter anderem der Schienenanteil deutlich erhöht werden. Es sei geplant, das alte Logistikgebäude abzubauen und auf einem 460 Meter langen Gleis den Warenumschlag zu ermöglichen, so Schneider. „Wir hängen aber nicht nur an der Straße, wir arbeiten auch am Wasserweg“, erklärte Schneider, denn im nördlichen Bereich des ICO sei die Anbindung an den Main möglich. Man spüre zurzeit eine hohe Nachfrage nach Logistikflächen und Logistikdienstleistungen, stellte Schneider fest.

Als weitere langfristige Maßnahmen nannte Kocholl die Beseitigung der Reisenden-Übergänge in Klingenberg und Kleinheubach (Ersatz durch Überführungen) sowie den Bau eines zweiten Gleises in Sulzbach. Entscheidend für den Erfolg sei aber die Elektrifizierung der Maintalbahn, stellte der Fachmann klar. Er wies weiter darauf hin, dass aufgrund des eng getakteten Personenverkehrs zwischen 5 und 21 Uhr keine zusätzlichen Trassen für den Güterverkehr zur Verfügung stünden. Im Hinblick auf organisatorische Maßnahmen schlug Kocholl die Erarbeitung einer Informationsbroschüre vor, aus der die Ansprechpartner für Fragen zum Schienengüterverkehr hervorgehen und Förderprogramme aufgezeigt werden.  Auch brauche es einen Ansprechpartner für Fragen zum Schienengüterverkehr, der beispielsweise Kontakte vermittelt.

Viele Fachbeiträge aus der Bevölkerung in der Ideenschmiede

In der Diskussion wurden mehrere Vorschläge vorgebracht, wie man mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagern könnte. Man müsse auf einem zweigleisigen Ausbau der Maintalbahn zwischen Miltenberg und Aschaffenburg bestehen, so eine Wortmeldung. Wenn in Kleinheubach ein drittes Gleis gebaut wird, dann ein Mittelgleis, damit die Außenbahnsteige dem Personenverkehr zur Verfügung stehen. Vorgeschlagen wurde, eine Umschlaganlage möglichst nahe am ICO zu bauen. Das sei im Masterplan des ICO bereits vorgesehen, ergänzte Andreas Schneider, Leiter der ICO-Standortentwicklung. Es sei geplant, das alte Logistikgebäude abzubauen und auf einem 460 Meter langen Gleis den Warenumschlag zu ermöglichen, so Schneider. „Wir hängen aber nicht nur an der Straße, wir arbeiten auch am Wasserweg“, erklärte Schneider, denn im nördlichen Bereich des ICO sei die Anbindung an den Main möglich. Man spüre zurzeit eine hohe Nachfrage nach Logistikflächen und Logistikdienstleistungen, stellte Schneider fest.

Eine Wortmeldung betraf den Mülltransport in das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt, der vom Lastwagen auf die Schiene verlagert werden soll. Ein Teilnehmer wünschte sich die Abbildung des Güterverkehrs auch in Richtung Wertheim/Lauda. Die Firmen in dieser Region habe man mehrfach abgefragt, aber es seien keine Rückmeldungen gekommen, antwortete Thomas Kocholl. Interesse am Schienengüterverkehr hätte auf jeden Fall die Firma Roos Vehicle Logistics in Faulbach, erklärte deren Geschäftsführer Maximilian Roos, denn viele Kunden wünschten sich den Schienentransport.

Um nicht noch viele Jahre warten zu müssen, schlug ein Teilnehmer vor, in gewissen Abständen Güterzüge aus dem Landkreis Miltenberg zusammenzustellen und an andere Bestimmungsorte zu schicken. Man könnte etwa die Firmen ansprechen und ihnen anbieten, ihre Container zum ICO zu bringen und dort einen Güterzug zu bilden. Das aber, so die Fachleute, erfordere einen höheren Koordinationsaufwand.

Zum von railistics vorgeschlagenen „Kümmerer“ sagte Andreas Schneider, dass man einen Ansprechpartner benötige, der sich mit Güterverkehr sehr gut auskennt und Interessenten den richtigen Pfad weist. „Die Unternehmen brauchen Hilfestellung“, stellte er fest. Beim ICO-Betreiber Mainsite schaffe man das, indem man mehrere Ansprechpartner aus verschiedenen Bereichen ICO-intern vernetzt. Kreisbaumeister Andreas Wosnik sah auf Nachfrage den Landkreis in der Pflicht, einen solchen Kümmerer zu finanzieren, ihn aber nicht beim Landkreis anzustellen. Die Errichtung von Umschlaganlagen sah er in privater Verantwortung, für die Bahninfrastruktur sei die Deutsche Bahn zuständig.

Intensive Arbeit in der Ideenschmiede

Zahlreiche weitere Wortmeldungen gab es in zwei Diskussionsthemen, die sich mit dem Mobilitätsverhalten der Zukunft, mit dem Konsumverhalten als positivem Beitrag zur Klimaneutralität, dem Lösen der Verkehrs-, Erreichbarkeits- und Mobilitätsprobleme und dem Beitrag der Schiene hierfür befassten. Hier wurde unter anderem gefordert, nicht mehr Straßen zu bauen und die Straße nicht weiter zu priorisieren, sondern mehr Wert auf die Nutzung der bestehenden Infrastruktur zu legen und die Verkehrsarten besser zu verknüpfen. Hoffnung setzt man in die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff für Mobilitätszwecke, auch wenn dies nicht kurzfristig realisierbar ist. Die Schiene werde zum Erfolgsmodell, wenn man sie mit den anderen Verkehrsarten kombiniert, so die Einschätzung mehrerer Diskussionsteilnehmer.


Weiterer Weg: Vernetzung mit Ausbauplänen des Freistaates Bayern

 

Alle gesammelten Beiträge sollen in die weitere Bearbeitung der Studie einfließen, so der Kreisbaumeister. Und bereits beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten in München konnte ich über die Ergebnisse mit der Geschäftsführerin der bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), Bärbel Fuchs, sprechen. Da Personen- und Güterverkehr auf einer Strecke stattfindet, werden wir nun die Ausbaupläne der BEG mit den Ergebnissen der Güterverkehrsstudie synchronisieren.

 

Es bleibt spannend!

Ihr Jens Marco Scherf

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